Kennst du das Gefühl? Du weißt, dass dir eine Flugreise mit kleinen Kindern bevorsteht und hast Angst, dass vorher was schief geht. Dass dein Kind die Masern kriegt oder du dir auf dem Glatteis beide Beine brichst.
Einige Menschen sagen, dass man das in sein Leben zieht, was man fürchtet.
Das scheint sich bei mir zu bewahrheiten. Zwei Tage vor der Abreise laufe ich in unseren Abstellraum. Eigentlich wollte ich meinen Kopfhörer suchen. Um im Urlaub „Shades of Grey 2“ weiter zu hören. Teil 1 habe ich auf Teneriffa gelesen.
Plötzlich schrecke ich auf. Der Boden ist voller Wasser. Hilfe!
Wir schauen im Keller nach. Die Decke vom Raum darunter ist klitschnass. Eine Überschwemmung auf dem Boden. Alles stinkt.
Bitte nicht! Mit meinem Schatz Pierre räumen wir auf – damit die Handwerker am Folgetag loslegen können. Wir unterhalten uns darüber, dass das Glück im Unglück ist. Immerhin sei es schlimmer, wenn man die Fluten drei Minuten vor der Abreise entdeckt. Stimmt.
Mehrmals rutsche ich auf dem klitschnassen Fußboden beinahe aus. Mein Mann Pierre nimmt sich im Keller die dunklen Spinnenecken vor. Lieb von ihm. Wir unterhalten uns zwischendurch darüber, dass wir froh sind, wenn wir den Hinflug geschafft haben. Immerhin habe ich so viele Koffer gepackt, dass wir damit auswandern können.
Heute – am Tag vor der Abreise – ist unser Kindergarten geschlossen. Es ist schön, die zwei Süßen in meiner Nähe zu haben. Stressig sind nicht die Zwerge, sondern das ständige Multitasking. Immerhin muss ich Wäsche sortieren, aufräumen und weiter Koffer packen. Mittags hat jedes Kind andere Essenswünsche.
Während Emilys Mittagsschlaf bekomme ich plötzlich starke Nierenschmerzen. Nein, bitte nicht einen Tag vor der Abreise krank werden.
Die Arztpraxen sind bis 15 Uhr geschlossen – mein Hausarzt hat gar keinen Dienst mehr. Ich recherchiere im Internet. Ich gebe „Schmerzen rechte Niere“ bei Google ein.
Gemäß diversen Fachseiten habe ich entweder einen Tumor oder Vorzeichen von Nierenkrebs. Ich überlege, ob ich mit meiner Familie in den Urlaub fliegen soll, bevor ich sterbe.
Um 15 Uhr 15 muss ich erstmal mit dem Mini Chef zum Zahnarzt. Die kleine Maus sitzt im Kinderwagen und wir beide laufen durch die halbe Stadt. Immerhin hat die Zahnärztin, die in unserem Kindergarten zu Besuch war, angekreuzt, dass Leons Milchzähne erkrankt sind.
Damit der kleine Mann im Urlaub keine Beschwerden bekommt, gehe ich einen Tag vor der Abreise zum Zahnarzt.
Nach einer halben Stunde sind wir dran. Alles in Ordnung. Leon hat super Zähne, sagt der Doktor. Schön. Das freut mich.
Erstens weil es dem kleinen Mann gut geht. Er soll kein Aua haben. Zweitens, weil wir die Zähne unserer Kinder nicht versichert haben. Mein Mann ist nämlich privat versichert und muss die Kids ebenfalls privat versichern.
In unseren monatlichen Tarifen für die Kinder sind Zähne – wie viele andere Dinge auch – nicht abgedeckt. Müssen wir also zu 100 Prozent selbst zahlen. Aber das ist ein anderes Thema. Bleibt gesetzlich versichert. Ist mit Kindern besser.
Damit der Mini Chef nicht nochmal durch die halbe Stadt laufen muss, frage ich die Mutter von Leons bestem Kumpel, ob sie Leon beim Zahnarzt abholen kann. Klappt. Danke, Danke, Danke!
Bei dem einzigen Arzt, der nachmittags bis 17 Uhr Dienst hat, komme ich am Telefon nicht durch. Der Anrufbeantworter sagt mir, dass ich später erneut anrufen soll.
16 Uhr 30. Ich renne mit einer schreienden Mini Chefin im Kinderwagen quer durch die Stadt. Überlege mir innerlich meinen Text. Ob ich freundlicherweise kurz vorsprechen darf, weil ich Schmerzen habe und morgen in den Urlaub fliege. 16 Uhr 45 stehe ich vor der Tür. Völlig außer Atem. Das ist jetzt nicht wahr, oder?
Neuerdings hat der Arzt freitagnachmittags nicht mehr offen. Meine App ist nicht auf dem neusten Stand.
Ich rufe meinen Schatz Pierre im Büro an. Wenn ich im Stress bin, dann hilft nichts so wie er. Seine stets ruhige Art. Er verspricht mir sanft Unterstützung – sobald er zu Hause ist.
Dann laufe ich weiter zum Schneider. Wegen eines Lochs in der Jeans. Mist. Der hat – ausgerechnet diesen Freitagnachmittag – geschlossen.
Mit der ungeduldigen Mini Chefin geht es in den Supermarkt. Proviant fürs Flugzeug kaufen. Weil sie zu Hause spielen möchte verspreche ich ihr, dass ich mich beeile.
Auf dem ganzen Rückweg überlege ich, was wir vergessen haben. Irgendwas fehlt doch. Zu Hause angekommen fällt es mir ein. Ich wollte Emily feste Sommerschuhe kaufen. Ach egal. Im Flugzeug zieht sie ihre Herbstschuhe an. Im Koffer habe ich Badeschuhe und Ballerinas. Leichte rosa Gummistiefel haben wir ebenfalls.
Wieso ich jetzt Zeit habe euch zu schreiben? Der beste Kumpel vom Mini Chef ist nun hier. Der ist wie ein Babysitter. Die Mini Chefin findet den auch toll. Die spielen zusammen. Zucker!
Jetzt lege ich unsere Reisepässe bereit. Erinnert ihr euch an den Trip vor Südfrankreich? Das passiert uns garantiert nicht noch mal.
Mal schauen was heute noch schief geht. Wie ich mich fühle? Urlaubsreif.
Bis bald.
Elischeba
Regina
27. Januar 2017 at 18:35 (8 Jahren ago)Au Weia. Du, gehe aber, wenn das mit den Nierenschmerzen nicht besser wird, unbedingt im Urlaub zum Arzt. Damit ist nicht zu spaßen. Aber so schlimm, wie du es im Internet liest, ist es sicher nicht. Ich tippe auf eine „kleine“ Entzündung. Ist das feuchtkalte Winter-Wetter … hatte ich auch mal … mit Antibiotika kriegst du das rasch weg. Und viel trinken!
Elischeba
27. Januar 2017 at 20:44 (8 Jahren ago)Danke, liebe Regina.
Ja, ich behalte das im Auge 🙂
Marina
27. Januar 2017 at 18:41 (8 Jahren ago)Wenn du einmal da bist, ist alles toll! Wirst du sehen – schönen Urlaub!!!
Elischeba
27. Januar 2017 at 20:45 (8 Jahren ago)Glaub ich auch. Wahrscheinlich brauch ich einfach „nur“ die Sonne. In den Wintermonaten kränkele ich ständig ein bisschen. Schlimm ist das.
Anja
27. Januar 2017 at 19:02 (8 Jahren ago)Schönen Urlaub.
Elischeba
27. Januar 2017 at 20:45 (8 Jahren ago)Vielen Dank, liebe Anja!
Reinhard
27. Januar 2017 at 21:13 (8 Jahren ago)Hi Elischeba,
das was Du gerade erlebst (die Angst vor der Reise krank zu werden, der Wasserschaden im Keller, Deine plötzlichen starken Nierenschmerzen) ist ein klassischer Fall einer „self-fulfilling prophecy“, einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.
Wenn man sich ständig damit beschäftigt, was Schlimmes passieren könnte, dann passiert garantiert irgendetwas, was genau in dieses Schema passt und was den Stress vor einer Reise dann noch steigert.
Daraus hilft nur EIN WEG: Sich still in eine ruhige Ecke zu setzen und sich entspannen und dabei Stress abbauen !! … Entweder durch entspannende Yoga-Übungen, Atemübungen, Auto-Suggestion, progressive Muskelrelaxation oder isometrische Übungen. Lass das „Große Ommmmm …“ über Dich kommen !! 😉 und freu Dich einfach auf Deinen Urlaub !!
Elischeba
31. Januar 2017 at 11:52 (8 Jahren ago)Hi Reinhard,
stimmt, jetzt sind wir auf Fuerteventura und ich bin wieder mega fit. Ich brauchte etwas Entspannung und Sonne. 🙂 Wobei wir heute Regen haben.
Liebe Grüße von Elischeba
Cindy
31. Januar 2017 at 22:48 (8 Jahren ago)Was liest du denn für Bücher? 😉 🙂