Mut zur natürlichen Geburt!

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„Möchten Sie einmal sehen, wie so ein Kaiserschnitt aussieht?“ fragt mich der Chefarzt der Fauenklinik in Coesfeld am heutigen Vormittag freundlich und richtet sich seinem Bildschirm zu. „Oh neee“, lehne ich dankend ab. Ich hätte so ein Foto schon mal auf Wikipedia gesehen und das hätte mir gereicht.

Ich bin froh, dass es diesmal klappt: Mein Schatz Pierre kann sich für das Gespräch freischaufeln und wir beide werden von dem Chefarzt beraten, den ich bereits bei der Kreißsaalführung am 23. Februar 2012 kennen gelernt habe und äußerst kompetent finde.

Elischebas Babybauchshooting mit Daniel Attia

Fotograf: Daniel Attia

Der Chefarzt mit dem Schwerpunkt Geburtshilfe und Pränataldiagnostik hat den Befund auf seinem Schreibtisch vorliegen: Unser Söhnchen war bereits vier Wochen vor dem Entbindungstermin vier Kilo schwer und wird ein kleiner Riese werden. Heute sollte geprüft werden, ob ein geplanter Kaiserschnitt sicherer ist als eine natürliche Geburt.

Wie in vorherigen Blogeinträgen erwähnt, haben mich zwei Personen darauf vorbereitet, dass ich mit einem Kaiserschnitt rechnen könnte. Einmal die Dame beim letzten Krankenhausgespräch und außerdem meine Frauenärztin, die mich darauf hingewiesen hat, dass mein Baby auch 4,5 Kilo schwer sein könnte und mir erklärte, welchen eventuellen Gefahren man in diesem Fall mit einem geplanten Kaiserschnitt vorbeugen kann.

Sie hat hinzugefügt, dass der Chefarzt in Coesfeld nach einer weiteren Untersuchung sicher die richtige Entscheidung vorschlagen würde.

Der freundliche Herr berichtet uns, dass er generell froh ist, dass es die „Notlösung Kaiserschnitt“ als Plan B gibt. Jedoch klärt er uns ausführlich über die Risiken auf, vor allem für eine weitere Geburt eines eventuellen Geschwisterkindes. Generell sei er immer dafür – wenn es irgend geht – eine natürliche Geburt vorzunehmen.

Der Doktor nimmt sich genug Zeit, um uns zu erklären, wieso das für Mutter und Kind einfach besser ist. Mein Schatz berichtet von einer Kollegin, welche von ihrem geplanten Kaiserschnitt in höchsten Tönen schwärmte und erzählt hat, dass andere Mütter, die auf natürliche Weise entbunden hatten, mit starken Blutungen und sogar Inkontinenz zu kämpfen hatten.

Sie sei dagegen super schnell wieder fit gewesen und hätte sich während des schmerzfreien Kaiserschnitts aufgrund der örtlichen Narkose beinahe high gefühlt.

Wir erfahren, dass dieser gute Verlauf zwar häufig vorkommt, ein Kaiserschnitt jedoch immer höhere Risiken für Mutter und Baby mit sich bringt als eine natürliche Geburt. Manchmal wären die Auswirkungen auch erst viele Jahre später zu spüren. Dann schlägt der Chefarzt vor, dass wir – bevor wir das Gespräch weiterhin vertiefen – erst einmal eine erneute und eingehende Untersuchung unseres Kindes vornehmen.

Ultraschallbild vom April 2012 - Klinik Coesfeld

Ultraschallbild vom April 2012 – Coesfelder Krankenhaus

Ja, darauf bin ich gespannt. Das Ergebnis: Leon wiegt immer noch vier Kilo, ist 54 Zentimeter groß und gemäß dem Bauchgefühl des erfahrenen Gynäkologen wird sein Gewicht bis zur Geburt auch in dem Rahmen bleiben. „Frau Wilde, was ich hier sehe, das ist alles so perfekt, da wäre es richtig traurig, mit einem geplanten Kaiserschnitt einzugreifen.“

Er fügt lächelnd hinzu, dass die Kopfform eindeutig die meines Mannes sei. „Aber machen Sie sich darüber keine Sorgen, Frau Wilde. Sie sind selbst ja auch sehr groß und gemäß den Proportionen, die ich hier beim Ultraschall sehe, geht der ganze Körper gut durch, wenn wir es erst mit dem sehr großen Kopf geschafft haben“.

Elischeba und Pierre Wilde auf Rügen

Fotograf: Adrian Rog – Location: Rügen

Dann gestehe ich, dass ich Angst vor den Schmerzen und eventuellen Rissen habe. Ich hätte von anderen Müttern gehört, dass der Muttermund für die PDA manchmal zu weit offen sein kann und dann müsste man so eine Geburt eben mit großen Schmerzen durchstehen. Homöopathisches wäre zwar sonst ganz nett, mir bei einer Geburt aber nicht hoch genug dosiert.

Auch hier beruhigt mich der Doktor. Zu spät für eine PDA sei es lediglich, wenn abzusehen ist, dass das Kind in weniger als einer halben Stunde auf der Welt ist – dann lohnt es sich tatsächlich nicht mehr. Das würde äußerst selten vorkommen. Auch den Hinweis meiner Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs entkräftet er. „Seien Sie beruhigt, es wird hier immer jemand da sein, der Ihnen die PDA setzen kann. Wir kriegen Sie schon nahezu schmerzfrei, alles wird gut.“

Seine beruhigende Art und die Erfahrung, die er ausstrahlt, geben mir neuen Mut zur vaginalen Entbindung. Als er davon berichtet, welch ein Glücksgefühl und unbeschreibliches Erlebnis diese für Mütter ist, da spüre ich nach und nach sogar ein Verlangen nach der natürlichen Geburt und hoffe, dass dieser Arzt auch anwesend ist, wenn Leon das Licht der Welt erblickt.

Dann lobt mich der Chefarzt für meine Beweglichkeit und sagt, dass er mit Frauen wie mir besonders gern im Kreißsaal zusammen arbeitet. „Sie machen auf mich den Eindruck, als wären Sie körperlich sehr fit und könnten zur Not sogar einen Kopfstand machen, wenn es hilfreich sein sollte“.

Rückwärtsbeuge beim Yoga

Fotografen: Iris Kaczmarczyk und Reinhard Berg – Location: Beauty Hotelchen in Nierstein

„Kann ich mich mit der PDA denn überhaupt noch so frei bewegen?“, frage ich erstaunt und füge hinzu, dass ich gehört habe, dass der Unterkörper einer Frau damit nahezu lahmgelegt ist. „Sie hören anscheinend sehr viel“, lächelt er und berichtet, dass ich mit eigener Körperarbeit und der PDA problemlos mit meinem Kind für eine reibungslose Entbindung zusammen arbeiten kann.

Model Apfel essen schwanger Elischeba

Fotograf: André Plath

„Nach dem heutigen Stand würde ich bis eine Woche über den Entbindungstermin drüber gehen und erst danach die Wehen einleiten“, erklärt er mir. Nach dem Termin sollte ich mich alle zwei Tage untersuchen lassen.

Auf die Frage, ob ich bis dahin auf irgendetwas achten sollte, antwortet mir der Doktor, dass ich Zucker und Weißmehl meiden könnte, da diese Lebensmittel Wehen zurückhalten mögen. Und weiterhin viel bewegen – das sei für eine leichte Geburt immer von Vorteil!

Elischeba und Pierre - dreamteam 2011 - Fotoshooting in Hamburg

Fotografin: Henriette Mielke – Location: Hamburg

„Siehst du, Mausi, sag ich doch, wir brauchen keine Putzfrau, ich darf das alles weiterhin alleine machen“, zwinkere ich meinem Schatz zu, der sich manchmal wünscht, dass ich Wirbelwind mich mal etwas mehr schonen würde.

Nach dem Gespräch gehe ich mit meinem Schatz noch kurz in den DM Drogeriemarkt. Den Alnatura Zartbitteraufstrich, den ich so liebe, kaufe ich mir für die Zeit nach der Geburt. „Wenn ich Zucker meiden soll, dann brauche ich ein paar süße Alternativen“, erkläre ich Pierre und greife ins Regal Richtung Apfelmus und natursüße Trockenfrüchte.

Auf der Rückfahrt gesteht mir mein Mann, dass er total gerührt von den Herztönen ist. Er sei so wahnsinnig dankbar dafür, dass alles gut läuft und würde sich jetzt noch mehr auf unser Söhnchen freuen. Er hätte ständig diese tollen Bilder vor Augen. Und na klar – ein bisschen stolz ist er auch darauf, dass klein Leon seine Kopfform bekommt!

Bis zum nächsten Mal – ich werde die nächsten Tage einfach genießen und versuchen, geduldig zu warten bis die Wehen von alleine einsetzen. Wie sagt man in meiner Heimatstadt Köln? Es kütt wie es kütt und is noch immer jut gejange.

Elischeba

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Elischeba erfährt beim heutigen Gespräch mit dem Chefarzt, wieso die natürliche Geburt trotz ihrem schweren Wonneproppen doch der bessere Weg ist.
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Elischeba | Reise-, Lifestyle- & Familien Blogazin by Elischeba Wilde
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7 Kommentare

  1. Avatar
    Kati
    08/05/2012 / 20:47

    „zur Not auch einen Kopfstand machen“ – das wird aber lustig im Kreissaal 😉

  2. Avatar
    Dirk
    08/05/2012 / 22:59

    Die natürliche Geburt ist eindeutig weniger belastend – vor allem für den Mann 😉 ! Ich habe beides mitbekommen und darf mich da als kompetent betrachten …

  3. Avatar
    Katrin Heibach
    09/05/2012 / 10:05

    Ja, nach der Geburt blutet eine Frau nach einem Kaiserschnitt wirklich weniger, das stimmt wohl, aber dafür umso mehr während dem Kaiserschnitt.

    Schöner Artikel und sehr guter Arzt, der zur natürlichen Geburt rät, bei Babys über 4 Kilo machen das wenige, leider auch, weil sie am Kaiserschnitt immer besser verdienen – vor allem bei Privatpatienten wie dir.

    Alles Gute weiterhin, freue mich auf Babyfotos von Leon!

  4. Avatar
    Ich
    09/05/2012 / 17:51

    Soll ich mal etwas Beruhigendes schreiben? Mein Arzt und auch Dr. Jaspers haben mir bei meinen Kindern auch immer erzählt, das Baby sei sehr schwer. Über 4 kg sollten sie wiegen. Letztendlich wogen sie dann irgendwas zwischen 3,5 und 4 kg, aber nie mehr. Also: Nicht verrückt machen, ruhig bleiben und abwarten was nun wirklich kommt. Auf jeden Fall würde ich den Kaiserschnitt vermeiden, weil eine natürliche Geburt doch ein ganz anderes Erlebnis ist. Auch ohne PDA ist sie übrigens zu ertragen, ich spreche aus Erfahrung. 😉

  5. Avatar
    Bienchen
    10/05/2012 / 12:13

    Habe nun viele Einträge gelesen, finde den Blog generell richtig klasse und die Autorin sympathisch, authentisch und sehr hübsch. Die Autorin macht Schwangeren auf lockere Art Mut zu ihrem Körper zu stehen und den Bauch auch zu „zeigen“ …

    Nur die Überschriften finde ich hier zwei Mal nicht so passend. „Sanfter Kaiserschnitt“ geht gar nicht – auch wenn das manche Ärzte so sagen, es ist besser als früher, na klar, aber trotzdem nicht sanft. So viel ich weiß kommt diese Technik aus Israel und ist tatsächlich schonender, aber es ist trotzdem ein Eingriff in den Körper. Sollte man nur machen, wenn es wirklich notwendig ist. Da wird immer noch viel geschnitten.

    Und „Mut zur natürlichen Geburt“ …… gut, bei einem XL Baby vielleicht angebracht, aber ICH bräuchte für einen Kaiserschnitt wesentlich mehr Mut als für eine natürliche Geburt.

    So wie der liebe Gott es vorgesehen hat, so ist es am besten – die Natur passt sich an und Babys können ihre Köpfe lang machen und sich verbiegen und sonst was … das geht schon!

    Der sympathischen Autorin, dem Mann und dem Baby alles Gute! Ich bleibe dran und freue mich sehr auf Leon-Bilder!

    Und einen Erfahrungsbericht über eine hoffentlich natürliche und traumhaft schöne Geburt!!!

    das Bienchen

  6. Avatar
    GAST
    07/12/2017 / 9:43

    Wow … und jetzt hast du zwei tolle Kinder. Ich lese deinen Blog gern, weil er so gefühlvoll und ehrlich ist. Danke dafür.

  7. Avatar
    Kyra
    17/06/2022 / 10:59

    Ein sehr interessantes Thema. Ich wollte schon immer mehr zur natürlichen Geburt wissen. Ich weiß noch nicht alles, aber ich weiß schon ein bisschen mehr.

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