Die einen sind froh, wenn sie wieder vorbei sind. Andere wiederum freuen sich schon Wochen vorher auf die Auszeit vom Alltag.

Die Gefühle vor den Feiertagen sind unterschiedlich wie die Menschen selbst.

Heute Morgen gab es beim Sat.1 Frühstücksfernsehen eine interessante Untersuchung. Passanten wurden zuerst vor und dann während einer Hypnose gefragt, was sie sich zu Weihnachten wünschen.

Vorher waren es häufig materielle Dinge. Eine tolle Wohnung. Eine Designertasche. Unter Hypnose haben die gleichen Personen auf einmal ganz andere Wünsche kundgetan.

Noch einmal die verstorbene Mutter umarmen dürfen, die man doch so stark vermisst. Die junge Frau, welche sich die teure Luxus Designertasche gewünscht hatte, wollte auf einmal ein eigenes Baby.

Glühwein trinken
Fotograf: Pierre Wilde

Es sind eben nicht die materiellen Dinge, die glücklich machen. Sie können unser Leben verschönern und bereichern – aber zufrieden werden wir eher durch Familie und Freunde.

Häufig gibt es gerade zu Weihnachten Streit und Enttäuschung. Das mag manchmal auch an der Erwartungshaltung liegen. Viele haben vorher so viel gearbeitet, dass sie an den Feiertagen alles auf einmal wieder gut machen möchten. Oder sich gegenseitig Dinge an den Kopf werfen, die schon lange in ihnen brodeln.

Schwierig wird dies auch häufig dann, wenn mehrere Generationen zusammen kommen.

Total wichtig: Oma und Opa sollten sich möglichst gar nicht einmischen. Wenn die Tochter ihr Kind mit einem Jahr in die KiTa gibt, weil sie wieder zurück ins Berufsleben möchte, dann ist das eben so. Da muss Oma dann einfach durch.

kidsclub
Fotografin: Elischeba Wilde

Einige treffen ihre Familien auch gar nicht, da sie mit ihnen total zerstritten sind. Wenn drum herum ganz Deutschland bei Kerzenschein am Feiern zu sein scheint, dann mag ein Gefühl von Einsamkeit auftreten.

Vor ein paar Jahren bin ich mit einem Business Kontakt eher zufällig von geschäftlichen Themen immer mehr zu privaten gewechselt.

Irgendwann haben wir uns über persönliche Familiengeschichten unterhalten. Als ich dem Redakteur erzählt habe, wieso ich meinen Vater am liebsten gar nicht mehr sehen würde, hat er mir geantwortet, dass er eine Bekannte hat, die dies nicht nur gesagt, sondern auch umgesetzt hat. Ihr Vater ist dann jedoch plötzlich von heute auf morgen gestorben – danach hat sie sich auf einmal an die guten Dinge erinnert und war traurig über die verlorenen letzten Jahre, die dann nicht mehr nachzuholen sind.

Tee_Elischeba
Fotograf: Andreas Wies

Wir fahren am Freitag zu meinen Eltern. Ich fahre mit gemischten Gefühlen hin – es ist ein komisches Gefühl, wieder in der Wohnung zu sitzen, wo ich selbst als 18-jährige noch viel Gewalt und massive Unterdrückung erlebt habe. Wo ich zum Beispiel mit zarten 17 vor meinem ersten Freund von beiden Eltern gleichzeitig abgeschminkt wurde, weil ich meine Augen zu schwarz umrandet hatte.

Oder wo ich so wenig durfte, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass mein Leben erst später richtig anfing.

Jetzt wo ich selbst Kinder habe, sehe ich das alles noch mal mit anderen Augen. Sie zu haben ist viel mehr schön als anstrengend. Ihnen das zu geben, was man selbst nie hatte, ist wie eine Art Therapie.

Kidsclub Leon Mac
Fotograf: Pierre Wilde

Die Brutalität meiner eigenen Kindheit wird mir dadurch noch bewusster, weil ich meinen Süßen auch nicht ansatzweise etwas antun könnte.

Andererseits mache auch ich Fehler. Ich bin ziemlich unperfekt. Möglicherweise gebe ich mit meiner total lockeren Art auch zu wenig Halt und Orientierung? Wer weiß, wie meine Kids das in 20 Jahren sehen. Fakt ist: Ich würde mir wünschen, dass sie sich später eher an die schönen Dinge erinnern und daran, dass wir jederzeit nur das Beste für sie wollten.

Mit diesem Gefühl könnten wir alle an die Feiertage herantreten. Ich möchte jedes Jahr Weihnachten  „Der kleine Lord“ mit Ricky Schroder gucken. Ein Film für die Seele.

Orient Express
Fotografin: Elischeba Wilde

Wie wäre es, einsame Leute anzurufen oder sie einzuladen? Aber auch ein Tag ganz für sich mag wichtig sein – um wieder neue Energie zu tanken und denen zu geben, die im Mangel sind.

Es gibt viel, was man tun kann, um nach den Feiertagen sagen zu können: Ich habe ein gutes Gefühl dabei, wie ich sie verbracht habe. Was steht bei euch an?

Bis bald und liebe Grüße von Elischeba

Photo Credits: Fotografen Elischeba und Pierre Wilde sowie Andreas Wies (Bild mit der Teetasse). Location Cap Estérel Village Club und Weihnachtsmarkt Marbeck.
 
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