Wenige Wochen vor dem Kita Start vom Mini Chef geht es im Sommer 2014 los. Eltern prophezeien mir energisch, dass es im Kindergarten zwei Gruppen von Müttern gibt. Die Berufstätigen und die nicht Berufstätigen.
Und dann wird mir erklärt, dass diese beiden sich gegenseitig nicht immer so riechen können.
Aha. Das soll in der Praxis dann so aussehen: Business Mamis fragen, was „Nur-Hausfrauen“ den ganzen Vormittag machen. Mütter, die morgens die Wohnung putzen, das Mittagessen vorbereiten und nachmittags mit den Zwergen auf dem Wohnzimmerboden Lego spielen, sind der Meinung, dass die Berufstätigen viel verpassen, den Kleinen zu viel Fremdbetreuung zumuten und sich selbst eine Menge Stress machen.

Also erstmal vorweg. Der Mini Chef wird im nächsten Frühling vier Jahre alt und geht seit August 2014 in die KiTa.
Von solchen Mutterpolizisten habe ich bis jetzt noch nichts mitbekommen. Entweder liegt das daran, dass ich bei der Abholung ständig auf dem letzten Drücker angelaufen komme oder weil ich vor Ort zu sehr damit beschäftigt bin, den Rabauken einzufangen.
Vielleicht haben wir aber auch nur tolerante Muttis im Kindergarten. Oder die anderen finden meine freiberufliche Teilzeitbeschäftigung ideal.
Aber ist es das wirklich? Ist Halbtagsarbeit der beste Weg?

Nun, die meisten Mütter können sich das häufig gar nicht aussuchen, wieviel sie arbeiten gehen. Alleinerziehende sind immer mehr an der Tagesordnung. Und für diese sind lange Betreuungszeiten ihrer Kids ein Segen.
Aber was ist mit Vollzeitmüttern? Sterben die aus? Ist das uncool? Sind leidenschaftliche Businessfrauen in Führungspositionen Rabenmütter?
Meine Meinung: Es gibt hier kein richtig oder falsch. Es gibt auch keinen idealen Weg. Bis auf den, bei dem wir uns alle wohlfühlen.

Was nützt es einem Kind, wenn die Mutter sich zu Hause langweilt oder sich total unterfordert fühlt? Genauso wenig wie die Mama, die so gern Akten und Bürotisch gegen Sandkasten und Förmchen austauschen würde. Die jedoch nur arbeiten geht, weil es ihr peinlich ist Vollzeitmutter zu sein. Oder die sich nur dann wertvoll fühlt wenn ihr monatlich ein festes Gehalt überwiesen wird.
Wichtig ist, dass eine Mutter frei entscheiden kann, ob sie Vollzeitmutter, Teilzeitmutter oder Vollzeit erwerbstätig sein will, ohne sich für die jeweiligen Rollen entschuldigen zu müssen. Da gehört manchmal auch eine Portion Mut dazu.

Ich finde, dass sich der Staat für Vollzeitmütter mehr einsetzen könnte. Immerhin sorgen sie für die nachfolgende Generation einer Gesellschaft. Man sollte nicht den Blick dafür verlieren was Mütter leisten.
Wer sich dafür entscheidet Vollzeitmama zu sein, der sollte sich jedoch über finanzielle Absicherungen im Alter informieren. Eine Ehe hält eben nicht automatisch bis zum Lebensende.
Vollzeitmütter tun auch gut daran, sich Gedanken darüber zu machen, dass ihre Kinder mit zunehmenden Alter immer weniger zu Hause sind. Verabredungen mit Freunden oder längere Schulzeiten mögen Gründe dafür sein.

Dann stellt sich die Frage: Wie schaffe ich den Weg zurück ins Business? Hobbys oder ehrenamtliche Tätigkeiten können auch dabei helfen, eine befriedigende Aufgabe zu finden, wenn die Kinder älter und selbstständiger werden.
Eine schöne Kindheit ist nicht davon abhängig, wie viel oder wenig die Mutter arbeitet – wichtig ist, dass sich die Kinder geliebt fühlen und Bezugspersonen haben. Ich finde die Qualität der gemeinsamen Zeit noch wichtiger als die Quantität.
Ich persönlich bin mit meiner freiberuflichen Teilzeittätigkeit sehr zufrieden. So kann ich meine Kinder aufwachsen sehen und trotzdem Geld dazu verdienen.

Der Mini Chef wird dreimal die Woche um 12 Uhr 30 von mir vom Kindergarten abgeholt – dienstags und donnerstags darf er mit den anderen Kindern essen und nachmittags bei tollen Aktionen und Spielen im Kindergarten mitmachen.
Für die Prinzessin habe ich auch schon einen Platz in der KiTa. Na, mal schauen, vielleicht finde ich ja dort die Mütterpolizisten vor, von denen mir damals so eifrig berichtet wurde.
Dann werde ich ihnen antworten, dass es keinen idealen Weg gibt, bis auf den, bei dem sich jeder Einzelne wohl fühlt.
Wie seht ihr das? Wieviel arbeitet ihr? Würdet ihr gern mehr Zeit mit euren Kids verbringen? Wäre „Vollzeitmama sein“ etwas für euch?
Ich freue mich auf euer Feedback.
Bis bald wieder und beste Grüße von Elischeba
P.S. Abonnentin Jana hat mich gefragt, wie meine Weihnachtstage waren. Hier habe ich gestern auf meinen Wellnessblog davon berichtet.
Gabi
28. Dezember 2015 at 20:39 (9 Jahren ago)ja das ist wirklich oft so, dass berufstätige Mütter über Hausfrauen tratschen und andersherum auch, aber ich sehe es auch so, dass das jeder selbst wissen muss 😉
Tina W.
28. Dezember 2015 at 20:43 (9 Jahren ago)wieder ein toller Artikel mit guten Ansichten
Sarah
29. Dezember 2015 at 10:10 (9 Jahren ago)ich mag auf deiner Seite den Mix aus persönlichen Fotos und eigenen Erfahrungen so gerne – die Meinung hier ist sehr ausgewogen.
bine
31. Dezember 2015 at 12:53 (9 Jahren ago)ich arbeite auch halbtags und finde das ideal … wenn die Kids beide in der Schule sind, werde ich 70 Prozent arbeiten … muss denen ja immer noch die Wäsche waschen und Hunger haben die auch 😉
Lutzie
19. Januar 2016 at 15:36 (9 Jahren ago)Interessante Gedanken zum Thema, „direkt von der Front“.
Mich würde mal interessieren, was Du zu dem SPIEGEL-Titel zu sagen hättest, der vor kurzem kam: „Sind Männer die besseren Mütter?“ Ich war natürlich ziemlich neugierig auf den Artikel und habe mir die Ausgabe mitgenommen. Die wichtigsten Aussagen waren m.E.:
– Männer haben nicht „schlechtere“ Eltern-Kompetenzen als Frauen, sondern andere, und das sollte man endlich „mehr nutzen“
– immer mehr junge Männer sind gerne Väter und gehen auch in Eltern(teil)zeit
– aber es gibt auch Mütter, die vertrauen ihren Männern nicht und reissen das Kind förmlich an sich
– Männer beschäftigen sich auf andere Weise mit dem Kind und halten einfach nicht so viel vom „Hada Dudu“-Sprechen mit den Kleinen (das muss laut Artikel nicht schlecht sein)
– Männer sind am ehesten dann überfordert, wenn das Kind auffällig ist, also besonders oft schreit oder vielleicht besonders verhaltensauffällig ist (dazu wurde eine Studie beschrieben)
Nach dem, was ich sonst so lese, ist es aber immer noch so, dass tendenziell eher die Mütter zuhause bleiben (stand auch im Spiegel, wenn ich mich nicht falsch erinner, am Rande) und das vor allem auch so WOLLEN. Deswegen finde ich deine Ausführungen zum Thema Vollzeitmama und Teilzeitmama so interessant. Es kann ja auch sein, dass das nicht nur ein Problem der Eigen-Perspektive ist, sondern auch nach der Frage entschieden wird, ob die Mama dem Papa zutraut, die eigene fehlende Anwesenheit ausgleichen zu können. Bei uns ist es so, dass es für mich überhaupt nicht in Frage kam, meine Karriere völlig aufzugeben wegen der Kleinen. Ich arbeite für IO Consultants (was erstmal nach einem typischen Männerjob aussieht – aber hinter den Kulissen siehts gleichberechtigter aus; Firmen haben längst verstanden, dass Frauen als „andersdenkende“ einen sehr wichtigen Beitrag in Unternehmen leisten können, und wir als weibliche Consultants haben natürlich auch wiederum einen besseren Draht zu „Business Women“) und habe das Arrangement, zwei mal in der Woche Home Office machen zu können. Mein Mann hat nur einmal Home Office in der Woche, aber wir konnten die Tage so legen, dass es unterschiedliche sind. Wir decken also 3/5 der Werktage ab und können dann daheim sein und die Kleine zum Kindergarten bringen, abholen, mit ihr Essen zubereiten und in den Arbeitspausen mal mit ihr spielen. An den anderen Tagen haben wir ein Kindermädchen, was wir nicht als das allerbeste sehen, aber sie und unsere Kleine kommen super miteinander aus.
So machen wir das. Ich habe auch schonmal einen giftigen Blick bekommen von wegen „Was, Du bleibst nicht die ganze Woche daheim?“ – aber das lasse ich meine Sache sein. Für uns funkltioniert es, wir sind glücklich und haben finanziell keine Probleme (auch dann nicht gleich, wenn etwas „schief geht“) – und das zählt, oder?
LG Lutzie
Reinhard
21. Januar 2016 at 16:43 (9 Jahren ago)Ich hab diesen Artikel im SPIEGEL auch mit großem Interesse gelesen und kann als Mann und zweifacher Vater den erwähnten Aussagen nur voll zustimmen.
Allerdings war die Elternteilzeit für Männer Ende der 1980er Jahre noch keine gangbare Option! …insbesondere wenn man wie ich am Anfang der beruflichen Karriere stand. … Teilzeit oder auch nur „nine to five“ waren damals der absolute „Karriere-Killer“ für Akademiker in einem DAX-Unternehmen. Regelmäßige Überstunden, Abendtermine, Wochenendarbeit und Dienstreisen waren an der Tagesordnung und wurden auch erwartet. Diese „ständige Verfügbarkeit“ für die Firma war essentieller Bestandteil der Zielvorgaben und wurde durch die Höhe des Gehaltes abgegolten. Das schlechte Gewissen der Familie gegenüber und der Streit mit der Ehefrau und Mutter meiner Kinder eingeschlossen.
Auch wenn ich in dieser Zeit meine Kinder nicht so oft und nicht so lang gesehen habe, wie ich mir das gewünscht habe, habe ich jede Minute davon genossen. Ganz egal ob sie gequengelt haben oder gut drauf waren.
Mein Umgang mit meinen Kindern war komplett anders als der meiner Frau. Lockerer, intensiver, flexibler, spannender, abwechslungsreicher UND ruhiger. Leider hat mein „Stil“ immer wieder zu Konflikten mit meiner Frau geführt, da sie mir ihren Stil aufdrängen wollte.
Alles in allem haben auch meine Kinder die gemeinsame Zeit mit mir genossen und wir haben uns wunderbar verstanden und hatten / haben ein vertrauensvolles Verhältnis.
VG Reinhard
Sarah
31. Oktober 2017 at 15:19 (7 Jahren ago)Danke Dir für den schönen & interessanten Artikel und deine Gedanken zu dem Thema.
LG, Sarah
„familiekindundleben.de“
Nadine W.
20. Dezember 2017 at 15:48 (7 Jahren ago)Sehe ich ähnlich wie du. Danke für den tollen Artikel.