Die erste Nacht im Krankenhaus. Nachdem die kleine Prinzessin meinem Mann Pierre morgens gegen sechs Uhr hingefallen ist, liegt Emily verkabelt im eigenen Bettchen. Zur Beobachtung – mindestens 24 bis 48 Stunden nach dem Sturz sind üblich.
Die Ärztin spricht gleich Klartext: Babys dürfen generell niemals bei ihren Eltern im Bett schlafen, sondern im eigenen Bettchen im gleichen Zimmer. Genau so, wie Experten das nun mal raten: Auf dem Rücken im Schlafsack.

22 Uhr 30. Die erste Nacht im Krankenhaus liegt vor mir. Tagsüber hatte ich Emily viel auf dem Arm – aber nur in der Nähe der Geräte, da die Kabel nicht ewig lang sind.
Ich lege die gestillte Emily auf den Rücken in ihr Bett und haue mich daneben aufs Ohr. Immer wieder das Gleiche: die Maus meckert nach ein paar Minuten. Ich hole sie raus, lasse sie auf meinem Arm einschlafen und lege sie wieder zurück in ihr Nest. Dann wird wieder protestiert.
Irgendwann kommt die Schwester rein und versucht zu helfen. Plan Nummer eins: der Schnuller muss her!

Stillkinder hätten ein großes Saugbedürfnis. Geht gut. Aber nur so lange wie der Schnuller drin bleibt.
Heißt für mich: Alle paar Minuten stehe ich auf, gehe auf Schnullersuche und drücke ihn der Maus an den Mund.
Mit der Hoffnung, dass er diesmal drin bleibt. Doch wenige Zeit später geht das Geschrei von vorne los. Emily ist gestresst. Mama ist gestresst. Kann einfach keine gute Lösung sein.
Ein bisschen später kriegt die Schwester eine weitere Idee. Vielleicht reicht meine Milch nicht? Kann es sein, dass die Kleine schon wieder Hunger hat?
„Neee,“ antworte ich. Wenn die Kleine nachts auf unserem Bauch liegt, dann muss ich sie wecken, da mein Körper so viel Milch nachproduziert und ich das Gefühl habe, dass meine Brüste platzen.

Also geht das Spielchen weiter. Mama tröstet. Emily ist eine Weile ruhig. Und dann wieder Protest – der sich aus ihrem Mund allerdings für mich zuckersüß anhört. Wenn ich nur nach Mitternacht nicht so im Eimer wäre.
Irgendwann reicht es mir. Zwei Uhr morgens. Ich schnapp mir die Maus, lege sie in die Ecke des Bettes neben mich – wo sie nicht raus fallen kann und umarme sie. Und siehe da: Emily schläft SOFORT viele Stunden am Stück durch, wird gegen vier Uhr einmal gestillt und schläft dann bis circa sieben Uhr weiter.
Gemäß meinem Bauchgefühl die beste Lösung. Meine Mutter hat mich damals gleich in der ersten Nacht im anderen Zimmer durchschreien lassen.
Erstens wollte mein Vater, dass ich von Anfang an lerne, dass sich die Welt nicht um mich dreht. Zweitens hat die Hebamme ihre Entscheidung positiv kommentiert. „Hey, das ist gut für die Lungen, lassen Sie das Kind ruhig schreien“.

Am nächsten Tag haben wir gegen Mittag bei einer besonders freundlichen Ärztin den wichtigen Ultraschalltermin. Emilys Köpfchen ist unbeschadet davon gekommen. Alles sieht gut aus. Erleichterung pur.
Dann erzähle ich der jungen Frau davon, dass ich trotz sämtlichen Ratschlägen irgendwie ein gutes Gefühl dabei habe, wenn ich die Maus nachts direkt bei mir schlafen lasse. Weil nachts schreien lassen gegen meinen Mutterinstinkt ist.
Wir unterhalten uns auch über den plötzlichen Kindstod. Welch schreckliches Thema!!!
Und genau da besteht ein Problem, so ihre Worte. Emily würde ja in der Bauchlage auf mir drauf liegen. Wenn ich selbst schlafe könnte ich sie nicht gut genug beobachten. Dass das für alle Beteiligten schön ist und so ein Baby total kuschelig ist, das könnte sie verstehen.
Auch sie ist der Meinung, dass wir langfristig unbedingt die Rückenlage mit Schlafsack im eigenen Bettchen anpeilen sollen.
Zwischen drei und sechs Monaten sei die Gefahr des plötzlichen Kindstods am höchsten – betroffen seien fast immer Kinder in Bauchlage gewesen – oder welche mit dicken Decken im Bettchen.
Dass wir rauchfreie Räume haben ist natürlich klar – die wichtigste Voraussetzung für einen guten Babyschlaf.

Die Ärztin empfiehlt, die Maus ins Babybettchen neben uns zu liegen und dabei ihren Bauch zu streicheln. So, dass sie die Nähe zu uns spürt. Hab ich auch schon versucht. Die Süße möchte aber bei mir sein. Vielleicht brauche auch ich bei all dem noch etwas mehr Geduld.
Jetzt sind wir erstmal froh, dass alles gut ausgegangen ist. Und – Yuhu – wir sind wegen Emilys guten Werten wieder zu Hause.
Erleichterung pur – wer liegt schon gern im Krankenhaus? Fand ich lediglichzur Entbindung spannend. Nach dem Sturz der Maus sind bereits über 40 Stunden vergangen. Wir müssen in der kommenden Nacht noch ein paar Mal ihre Pupillen korrigieren. Sind beide gleich groß? Dann ist alles in Ordnung. Und dann haben wir alles gut überstanden.

Und hin und wieder verzaubert uns die Prinzessin mit einem verzückenden Engelslächeln.
Bis bald wieder und beste Grüße von der (erleichterten) Elischeba
P
25. Februar 2015 at 23:37 (10 Jahren ago)Ich kann mir gut vorstellen wie schrecklich es ist, wenn das Baby stürzt. Meine Tochter wollte die ersten 2 Monate nur auf unserem Bauch schalfen, ablegen war auch nicht möglich. Vielleicht versucht ihr es mit einen Beistellbettchen?
Es reicht auch eins von Ikea, wo man ein Gitterteil abnimmt. Oder ein Bettschutzgitter, so kann sie euch schon mal gar nicht rausfallen 🙂
Ilena-Diana Pelzer
26. Februar 2015 at 06:37 (10 Jahren ago)Liebe Elischeba,
Erst einmal von Herzen alles Liebe und Gute für Dich und Deine liebe Familie. Dein Mann wird sich genug Vorwürfe machen – bitte sieh es Ihm nach. Es ist so wie es ist und es ist ja noch mal gut gegangen.
Unser Sohn schläft heute noch in unserem Bett, da darf er auch bleiben, so lange er das Bedürfnis danach hat. Das machst Du ganz richtig so. Jedes Kind ist anders. Als wir nach langen Wochen endlich unsern Süßen mit nach Hause nehmen durften, hat es erst geheißen, der kommt nur mit Überwachung nachhause – also verkabelt etc. Mir war klar, dass ich das nervlich nicht durchhalten würde – hat man den nicht genug Ängste um sein Kind! Darauf hin sagten uns die Kinderärzte in der Klinik, dass wir unser Kind zu uns ins Bett nehmen sollten, wegen des plötzlichen Kindstodes. Es wäre wichtig, dass die Kinder das Atemgeräusch der Eltern wahrnehmen könnten…
Allerdings hat er dann nicht auf meinem o. Papas Bauch gelegen, sondern abwechselnd im Babybett direkt neben mir oder zwischen uns in einem Nest welches extra dafür konstruiert ist, immer in Kopfhöhe. Natürlich mit Hand am Baby – das habe ich nie ohne geschafft. Heute noch habe ich immer noch einen Fuß von ihm an mir, wenn er neben mir liegt…
Die ersten Nächte damals zu Hause waren auch sehr unruhig. Wir haben bis dahin im Dunklen geschlafen und er mag aber nun mal eine Lichtquelle haben, hat ein paar Tage gedauert bis wir alles durchprobiert hatten. Aber unsere Kinder wissen was sie brauchen. Das dauerte etwas, da auch unsere Hebamme keine Idee mehr hatte, aber ein Zufall brachte uns drauf. Im Schlafsack sind die Füße bedeckt, unserm Sohn hat das offensichtlich gar nicht gefallen, er brauchte die Füße frei… Das war technisch nicht so leicht umzusetzen, aber auch das geht. Danach war Ruhe. Habe von Freunden dann auch als liebgemeinten Rat das Buch „jedes Kind kann schlafen lernen“ bekommen…
Nun Du bist die Mutter, mit den richtigen Instinkten, es ist Dein Kind, höre auf Dein Gefühl. Die Verbindung, die Du und Dein Kind hast, die hat niemand anders.
Liebe Grüße Ilena