„Wie ist das eigentlich, wenn ich hier das nächste Mal mit heftigen Wehen eintreffe? Muss ich mich dann auch erstmal irgendwo registrieren oder darf ich direkt in den Kreißsaal laufen?“

Eine der Fragen einer schon ziemlich nervösen Mama bei der Anmeldung im Krankenhaus. „Keine Sorge, Sie dürfen natürlich direkt in den Kreißsaal gehen und werden gleich an den Wehenschreiber gesetzt“, erwidert die junge und freundliche Dame.

„Na, von mir aus kann man dort auch als allererstes die PDA legen und dann in Ruhe weiterplanen“, scherze ich und füge hinzu, dass ich ja so wahnsinnig gerne wieder das lila Familienzimmer hätte.

Bei einem geplanten Kaiserschnitt kann Frau dieses hauseigene „Hotelzimmer“ natürlich früh genug reservieren. Aber bei mir kann die Entbindung morgen, aber auch erst in guten zwei Wochen losgehen. So kann ich natürlich nicht so gut planen.

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Fotograf: Pierre Wilde

Au Mann. Schon wieder so ein Riesenbaby. Emily ist bereits knapp 3.700 Gramm schwer – und das obwohl ich erst am 8. Februar 2015 meinen Entbindungstermin habe. „Na, aber so wie es aussieht, wird die Kleine bei der Geburt nicht mehr wiegen als Leon“, beruhigt mich der Chefarzt der Frauenklinik in Coesfeld, der immer eine Menge Ruhe, Zeit und Erfahrung mitbringt.

Mit solch einer Vorarbeit beim ersten Kind würde ich es mit dem zweiten Baby leichter haben. „Ja schon, antworte ich, „aber ich erinnere mich daran, dass ich am Schluss keine Kraft mehr hatte, kaum noch pressen konnte und dadurch zum gefährlichen Geburtsstillstand beigetragen habe.“

Der Chefarzt antwortet mir, dass dies nur mein Eindruck gewesen sei. Er fand, dass ich wunderbar mitgemacht hätte. Und dass ich einen wahnsinnigen Energieschub bekommen habe – wie das bei einer natürlichen Geburt automatisch der Fall sei.

Er bestätigt mir, dass die Lage des Babys und auch die Proportionen bestens sind. Ich bräuchte keine Sorge zu haben, dass der Kopf durchgeht und man dann Probleme mit der Schulter hat.

Außerdem erklärt er mir, welche Komplikationen bei Babys auftreten können, welche bei einem geplanten Kaiserschnitt zwei Wochen vor dem Entbindungstermin geholt werden, obwohl sie noch gar nicht bereit sind. Deswegen haben sie häufig Anpassungsstörungen.

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Fotograf: Pierre Wilde

Die Wehen würden die Kinder vorbereiten – deswegen sei ein Kaiserschnitt in der Endphase der Geburt – aus medizinischen Gründen – leichter für die Babys als einer auf Termin.

Für eine natürliche Geburt würde auch sprechen, dass bei einem geplanten Kaiserschnitt benachbarte Organe wie Harnblase oder Darm verletzt werden könnten. Für Notfälle ist es jedoch lebensrettend, dass es die Möglichkeit des Kaiserschnittes gäbe. Er sollte nur nicht als „moderner Lifestyle“ angesehen werden.

Ab jetzt muss ich mich bis zur Entbindung alle acht Tage untersuchen lassen, um den Stand der Dinge zu überprüfen.

Nach einer Verabschiedung geht`s weiter zum Anästhesisten.

Emily
Fotograf: Michael Sommer – Visagistin: Zahra Abrizeh

„Hey, Ihre neue Regelung, dass man den Papierkram mit der PDA (Periduralanästhesie) ein paar Tage vor der Entbindung durchführt, die finde ich ja richtig klasse“, lobe ich ihn erstmal.

Der Vorteil für die Mütter: Wenn sie die Betäubung der aus dem Rückenmark austretenden Nervenwurzeln dringend brauchen, dann müssen sie sich nicht erstmal mit Bürokratie rumschlagen.

Während der Assistenzarzt mit mir das mehrseitige Formular ausfüllt, erzähle ich ihm lachend, dass ich kürzlich eine Komödie gesehen habe, wo mehrere Frauen gleichzeitig im Kreißsaal lagen und deren Männer auf die Anästhesisten zugelaufen sind und abwechselnd mit Geldscheinen gewedelt hätten, damit die eigene Frau als erstes dran ist.

So ein Doc ist in dem Moment ein Erlöser – ein Held – schwärme ich von den tollen Errungenschaften der Medizin des 20. Jahrhunderts. Ich quassele fast mehr als er – so bin ich halt, wenn ich langsam nervös werde.

Familie Wilde 2015 im Studio
Fotograf: Michael Sommer – Visagistin: Zahra Abrizeh

Zumindest stellt er fest, dass ich für seinen Job Wertschätzung habe. Wie viele Frauen im Durchschnitt in diesem Krankenhaus eine PDA wählen, möchte ich noch wissen. So circa 40 Prozent. Ärzte würden hier im Haus so circa zwei mal pro Tag eine PDA geben. Die meisten Frauen würden die Geburt von Anfang an bewusst ohne durchstehen wollen. Ey ihr Mamas, Respekt.

Erleichternd zu wissen: Es ist rund um die Uhr jemand anwesend, der die PDA legen kann – mehr als 20 Minuten braucht eine Frau in der Regel nicht darauf zu warten.

Morgenfrüh habe ich meinen zweiten Termin für die geburtsvorbereitende Akupunktur. Gern berichte ich euch auch davon. Ihr seht, einer Mami wird vor der Entbindung nicht langweilig.

Bis morgen wieder und beste Grüße von Elischeba

Photo Credits: Foto oben: Location: Christophorus-Klinik – Krankenhaus Coesfeld – Fotograf: Pierre Wilde – Model: Elischeba Wilde. Darunter: Entbindung mit Söhnchen Leon im Mai 2012 im Krankenhaus Coesfeld. Fotograf: Pierre Wilde. Studiofotos: Fotograf: Michael Sommer im neunten Monat – vom 5. Januar 2015. Models: Elischeba, Leon und Pierre Wilde – Visagistin Zahra Abrizeh.
 
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