Gegen 18 Uhr beginne ich damit auf die Uhr zu schauen. Bald kommt hoffentlich mein Mann Pierre nach Hause.
Tobt dann mit dem Dreijährigen oder trägt die kleine Prinzessin durch die Gegend. Dann kann ich auch mal ein bisschen durchatmen. Oder in Ruhe noch etwas am Computer arbeiten.
Wie auch immer: Ich freue mich auf meinen Schatz. Aber nicht immer ist ein Papa da, der mit im Haus wohnt und abends und am Wochenende ein bisschen helfen kann.
Nachdem euch meine liebe Bekannte Corina Seltmann hier ausgiebig von ihrer Mutter-Kind-Kur berichtet hat, möchte sie euch heute ein paar Tipps aus ihrem bunten Leben als Alleinerziehende geben.
Also unterhalten wir uns mal ein wenig und lassen euch lauschen:
Elischeba: Ein ganz normaler Tagesablauf – wie sieht er bei dir aus?
Corina: Kommt ganz darauf an, ob es ein Arbeitstag ist oder nicht.
Wenn ich ins Büro muss, stehe ich dementsprechend früh auf, geh duschen, Frühstück und Brotzeit richten, Kinder wecken und richten. Um halb acht gebe ich die zwei im Kindergarten ab und fahre dann ins Büro.
Dort arbeite ich dann bis 16:30 Uhr. Wenn ich Feierabend habe, hole ich meine Kinder bei Oma und Opa (meinen Eltern) ab, fahre nach Hause, koche etwas, dann essen wir gemeinsam und versuchen einbisschen Zeit miteinander zu verbringen.
Meistens ist dann schon ziemlich schnell Zeit für´s Bett. Wenn beide Kinder schlafen, räume ich noch etwas auf und geh dann auch schlafen.
Sollte ich nachts oder abends arbeiten, passen sehr oft meine Eltern auf die Kinder auf oder ich lege die Arbeitszeiten so, dass die Kinder beim Papa sind.
Da ich aber nicht jeden Tag arbeite, gibt es auch entspanntere Tage. Da ist das morgendliche Ritual zwar das selbe, aber nach dem Abgeben im Kindergarten kann ich heim und in Ruhe meinen Haushalt machen und kochen. Meist mach ich dann meinen Wocheneinkauf und die Wäsche. Mittags hole ich dann wieder die Kinder ab und wir unternehmen viel.
Am Wochenende sind die Kinder auch einen Tag beim Papa und am anderen Tag sind wir meistens unterwegs und machen Ausflüge (z.B. Sealife, Skywalk Allgäu, Wandern, Radeln, Zoo, etc).
Elischeba: Mama bringt das Söhnchen ins Bett. Papa das Töchterchen. Am nächsten Tag umgedreht. So handhaben es viele Paare. Wie kriegst du das als Alleinerziehende hin?
Corina: Wir gehen alle gemeinsam ins Bad und machen uns dort bettfertig. Da meine Kinder einen Altersunterschied von 2,5 Jahren haben, bring ich zuerst Lara ins Bett. Julian darf in der Zeit noch bisschen „Sandmännchen“ gucken.
Da Lara unproblematisch ins Bett geht, gibt es kein langes Ritual. Wir knuddeln uns ganz fest, Gute-Nacht-Kuss und zudecken. Fertig 🙂
Danach ist dann Julian dran. Er hat inzwischen schon ein richtig großes Bett. Ich lege mich dann mit ihm ins Bett und lese ihm was vor (momentan lesen wir die Kinderbibel) und wir kuscheln.
Elischeba: Welche Situationen empfindest du als besonders stressig?
Corina: Besonders stressig sind Momente, in denen ich was erledigen muss oder Termindruck habe und die Kinder halt auch ihre Aufmerksamkeit brauchen. Da hat man oft das Gefühl, dass man sich in drei Teile teilen sollte. Ich befürchte aber, dass dieses Gefühl jede Mehrfachmama kennt. Das eine Kind schreit links, das andere rechts…
Wenn ich den ganzen Tag arbeiten war, ist es manchmal auch stressig. Beide Kinder wollen Mamas Aufmerksamkeit und haben Hunger und Mama soll gleichzeitig kochen und ist geschafft vom Arbeiten.
Elischeba: Was gibt dir die Kraft das alles zu schaffen?
Corina: Wenn meine Kinder glücklich sind, bin ich es auch. Das ist vermutlich wie bei allen Mamas auch. Ein Kinderlächeln ist der größte Lohn. Zusätzlich kann ich auch Kraft tanken, wenn die Kinder mal beim Papa sind.
Außerdem habe ich inzwischen wieder einen Freund, der mir auch die nötige Kraft gibt. Zweisamkeit tut da wirklich gut.
Elischeba: Kinder von alleinerziehenden Müttern lieben meist auch ihren Papa. Trennungen verlaufen jedoch häufig nicht in Freundschaft. Welche Tipps kannst du für solch schwierige Situationen geben?
Corina: Bei uns lief es Gott sei Dank relativ friedlich ab. Anfangs war es schwierig auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Mittlerweile können wir wieder recht gut miteinander sprechen. Auch die Absprachen wegen der Kinder funktionieren einwandfrei.
Die Ferienplanung haben wir auch gemeinsam so geplant, dass die Ferien von beiden Elternteilen abgedeckt werden. Meistens ist es ja so, dass die Kinder mehr Ferien haben, als die Eltern Urlaub.
Man sollte halt versuchen, einen gemeinsamen Weg zu finden. Es ist nicht immer einfach, aber man sollte vor den Kindern nicht streiten und die Kinder auch nicht gegen den anderen Elternteil aufhetzen (nach dem Motto: „Papa ist blöd.“). Meine Kinder reden auch öfter von Papa und was sie mit ihm gemacht haben. Ich höre dann zu und freue mich, wenn es ihnen bei ihm auch gut geht.
Schlimm ist, wenn Kinder mit rein gezogen werden… Damit schadet man nicht nur dem Ex-Partner, sondern hauptsächlich den Kindern.
Elischeba: Wo könnte der Staat deiner Meinung nach mehr für Alleinerziehende tun?
Corina: Hmmm… Der Staat könnte allgemein mehr für Familien bzw. Mütter tun. Das hat nicht unbedingt nur was mit Alleinerziehenden zu tun, sondern betrifft alle Familien. Das wird dir vermutlich nichts neues sein 😉
Mir fiel halt auf, dass viele Alleinerziehende nicht wissen, wohin man muss. Ich stand anfangs auch da wie der Ochs vorm Berg und wurde von einem Ansprechpartner zum nächsten geschickt. Finanzamt, Jugendamt, Jobcenter, … Jeder ist für etwas anderes zuständig und oft weiß die rechte Hand nicht, was die linke tut.
Außerdem ist leider immer noch das Ansehen von Alleinerziehenden schlecht. Schnell landet man in einer Schublade, in die man eigentlich nicht gehört. Dabei sollte wirklich auch gesehen werden, was wir Frauen leisten.
Elischeba: Wir haben uns beim Fotoshooting kennengelernt. Mit anderen Worten: du hast das Zeug zum Model und siehst super aus. Wieso ist es mit zwei Kids häufig schwierig, den passenden Mann zu finden?
Corina: Eigentlich ist es nicht schwierig, einen Mann zu finden. Nur den richtigen zu finden ist schwer… Die meisten Männer hatten zwar kein Problem damit, dass ich Kinder habe, im Alltag war es aber doch zuviel und ein Wurf ins kalte Wasser.
Aber gut, dass du es ansprichst. Im Moment bin ich nämlich glücklich verliebt. Er ist einfach toll zu den Kindern und ich fühle mich geschätzt und geliebt. Wir haben auch viele gemeinsame Träume und ich hoffe, dass es eine gemeinsame Zukunft gibt.
Elischeba: Was wünschst du dir sonst noch für eure Zukunft?
Corina: Eigentlich habe ich nur die üblichen Wünsche: Gesundheit, Glück und Liebe 🙂
Elischeba: Hey, das wünschen wir dir auch! Und ganz lieben Dank für deine offenen Antworten.
Photo Credits: die Bildrechte liegen bei Corina Seltmann
Sina
27. Mai 2015 at 16:03 (10 Jahren ago)sympathische Interview Partnerin … mit Eltern in der Nähe kann man das auch irgendwie schaffen, finde ich … schwer wird es, wenn gar keiner aus der Familie in der Nähe wohnt wie bei einer Nachbarin von mir 🙁
Anni
27. Mai 2015 at 22:15 (10 Jahren ago)was für ein schöner, hilfreicher und positiver Artikel – ich wünsche Corinna alles Gute weiterhin
P.S. ich bin in einer ähnlichen Situation und kann das sofort unterschreiben, dass es leicht ist, einen Mann zu kriegen, aber schwer den richtigen – meine „Männer“ waren auch erst locker drauf „Kinder gar kein Problem“ und wenn sie ein paar Tage mit uns allen zusammen waren, dann wollten sie wieder mit mir alleine sein und waren gestresst, weil sie dem nicht gewachsen waren – aber vielleicht habe ich auch noch das Glück wie Corina 🙂
Gast
30. Mai 2015 at 21:28 (10 Jahren ago)toller Bericht, der andern in der Situation Mut machen kann