„Oh Mausi, wie schön, dass du endlich da bist.“ Ich stehe im Flur und drücke meinem Mann gegen 19 Uhr abends Kind Eins in die Hände und erzähle ihm, dass Kind Zwei einfach nicht auf mich hören wollte.

Nach dem Abendessen frage ich ihn, ob er die Kids ins Bett bringen könnte. Ich hätte in einem Zimmer aufgeräumt, während im anderen Zimmer gleichzeitig drei Schränke ausgeräumt wurden. Außerdem hätte ich gleich zwei Waschmaschinen angeschmissen, weil in eine nicht alles rein gepasst hätte.

Beim Kochen zwischendurch ein heulendes Baby auf den Arm genommen, das nicht verstehen konnte, wie seine Mama es wagen kann, es zwischendurch einfach abzulegen. Die Spülmaschine eingeräumt, während im Treppenhaus leere Coca Cola Dosen durch die Gegend geflogen sind.

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Fotograf: André Plath – Visagistin: Zahra Abrizeh

„Mausi, jetzt würde ich echt gern mal eine Stunde lang, so wie du tagsüber, in Ruhe am Computer arbeiten – ohne dieses ständige Multitasking zwischendurch. Ich habe noch Aufträge zum Abarbeiten auf dem Tisch liegen.“

Mein Mann Pierre erwidert mir leicht schmunzelnd, dass er nun auch nicht gerade von einem Erholungstag heimkommt. Seine tägliche anderthalbstündige Fahrzeit ist noch der entspannteste Teil des Tagesablaufs.

Und genau hier bin ich schon beim ersten Tipp. Manchmal merken wir uns mehr das, was wir selbst an Arbeit tun, weil wir uns intensiv damit beschäftigen.

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Fotograf: André Plath – Visagistin: Zahra Abrizeh

Verständnis für den Partner ist eine große Hilfe dabei, den gemeinsamen Herausforderungen als gestresste Mehrfacheltern gewachsen zu sein.

Und hier muss man manchmal einfach hinterfragen. Es gibt Männer, die denken, dass es für die Frau doch schön ist, den ganzen Tag zu Hause zu sein, weil die eigene Mutter auch nicht berufstätig war.

Aber ist das wirklich so? Ich kenne Mamis, die ihre Kinder natürlich über alles lieben und auch die Zeit mit ihnen genießen. Die aber auch die Kollegen im Büro häufig vermissen. Oder die Anerkennung vom Chef – die Gespräche mit Erwachsenen.

Mütter, die darüber klagen, dass der Mann zu wenig hilft, könnten darüber sprechen, dass sie sich mehr Unterstützung wünschen. Und für das aufmerksam sein, was der Mann tut.

Achtet man bewusst darauf, mag einem vielleicht auffallen, dass es mehr ist, als man immer so denkt. Müll raus bringen, mit den Kindern toben und den Rasen mähen. Zum Beispiel.

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Fotografin: Elischeba Wilde

Gestresste Mehrfacheltern brauchen auch mal Zeit für sich. Die Umstellung von einem Kind auf zwei kleine Rabauken ist eben nicht zu unterschätzen.

Was kann man tun? Wie wäre es, einfach mal eine Liste mit Wünschen aufzustellen? Einmal im Monat zusammen ausgehen? Ob man dafür einen Babysitter arrangieren könnte?

Sie möchte vielleicht mit Freundinnen ausgehen und er zum Sport? Toll ist, wenn man sich so abwechseln kann, dass jeder mal Zeit für sich hat. Es sollte allerdings kein reiner Schichtwechsel sein – sonst ist immer einer bei den Kindern, aber die Eltern begegnen sich höchstens mal flüchtig im Flur.

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Fotograf: Tomasz Kicinger

Hast du mehrere Kids, dann gibt es 1000 Dinge, die du dir vornimmst und trotzdem nicht erledigt bekommst. Ist ganz normal. Ging mir sogar mit „nur“ einem Kind so … 😉

Da kann es schnell passieren, dass man frustriert wird. Und Kritik an den Kindern wird so leicht als Kritik an uns als Person gesehen.

Wie wäre es, sich auch mal bewusst auf das zu konzentrieren, was gut läuft? Was man alles schafft? Was magst du an dir als Mutter? Oder an dir als Vater? Eigenlob stinkt. Das stimmt. Ein bisschen davon duftet aber gut. Sage ich.

Es gibt bestimmt zahlreiche Dinge an dir als Mutter, die super sind. Auch wenn du nicht perfekt bist. Bist du zum Beispiel eine sehr liebevolle Mutter? Kannst du dich gut mit deinen Kids beschäftigen? Hast du ein offenes Ohr für sie?

Manchmal halte ich mir bewusst vor Augen, was ich am Tag alles geschafft habe. Glaubt mir, wenn ihr euch ein bisschen darauf konzentriert, dann kommt einiges zusammen. Nicht nur Hausarbeit zählt dazu. Mit den Kindern gepuzzelt oder dem Zwerg sein Lieblingsbuch vorgelesen mag wichtiger sein als alles andere. Den wöchentlichen Hausputz erledigen wir doch sowieso eher für uns als für die Kids.

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Fotograf: Gerd Buelte

Psychologen sagen, dass Anerkennung von anderen wie eine Droge sein kann. Man möchte immer mehr davon. Eine gesunde Selbstliebe von innen tut der ganzen Familie gut. Die sorgt nämlich für Ruhe und Ausgeglichenheit.

Die Luft zwischen Mama und Papa ist irgendwie gerade was raus? Dann fangt „klein“ an. Ehrliche und aufmerksame Komplimente. „Du siehst auch müde noch richtig süß aus.“ „Toll, wie du nach einem langen Tag so schön mit den Kindern spielst.“

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Fotografin: Elischeba Wilde

Kurze Zeit für Gespräche einplanen ist besser als gar keine. Wie wäre ein Zettelchen in ihrer Handtasche oder seiner Brotdose? Ein Herzchen drauf malen und dafür danken, dass immer frische Wäsche im Schrank ist oder die Kids so einen tollen Vorleser haben.

Wieso?

„Die Kleinigkeiten bewirken erst
 die Vollkommenheit,
und die Vollkommenheit ist 
keine Kleinigkeit.“

(LEONARDO DA VINCI)

Na, wir sind zwar von der Vollkommenheit weit entfernt, aber mit dem Blick auf die Kleinigkeiten haben wir einfach täglich mehr Lebensfreude.

Und Spaß hat man auch als gestresste Mehrfacheltern.

Bis bald wieder und liebe Grüße von Elischeba

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