So viel Liebe wie möglich. So wenig Regeln wie unbedingt nötig. Kinder einfach Kind sein lassen. Eigene Erfahrungen machen lassen. Die Welt selber entdecken dürfen. Das sind unsere Mottos. Na ja, wir versuchen es zumindest so.
Im Hause Wilde wird wenig geschimpft. Eigentlich fast gar nicht. Weil wir super Eltern sind? Nö. Ganz bestimmt nicht. Ich bin (manchmal) das verkörperte Chaos, vergesse Namen von anderen Kindern und deren Müttern und das Unkraut im Garten reiße ich erst dann raus, wenn es lohnt sich dafür zu bücken.
Mein Sport? Mit Säugling zum Kindergarten joggen, weil Pünktlichkeit und ich keine besten Freundinnen sind.
Aber wenn dein Leben nicht aus zig Regeln besteht, dann hast du einfach weniger zu meckern.
Welche Regeln es gibt? Natürlich alles rund um den Straßenverkehr – was jedoch selbstverständlich sein sollte.
Und wenn wir Fernseher anschmeißen, dann nicht um mit drei Tüten Chips stundenlang durch bescheuerte Kanäle zu zappen, sondern um Ausgewähltes zu gucken.
Der Mini Chef hat ungefähr 15 DVD`s, die er sich regelmäßig anschauen darf. Mit dabei: Bob der Baumeister, Caillou, Chuggington oder Klassiker wie „The Aristocats“. Sesamstrasse ist beim Mini Chef gerade out und Micky Maus in.
Strafen? Es ergibt sich so gut wie nie, dass die sein müssen. Und wenn doch, dann kommt Leon für drei Minuten in den Laufstall und wir quatschen darüber was gerade nicht so dolle war.
Ist auf Mallorca lustig. Der (B)engel dreht sich im Romantik Hotel zum Nachbartisch und verkündet, dass er in den Laufstall kommt, wenn er sich daneben benimmt. Dann wird er mit der Stimme etwas höher: Aber HEY – hier gibt es ja gar keinen Laufstall. Die Family nebenan verschluckt sich vor Lachen fast an ihren Calamaris.
Ansonsten haben wir noch die Regel, dass der Mini Chef sich nicht rund um die Uhr Süßigkeiten rein stopfen darf und Fußball wird nicht im Wohnzimmer Richtung Flachbildfernseher gespielt.
Essen soll in erster Linie Spaß machen. Natürlich achte ich auch auf Gesundheit. Leon isst jeden Tag Obst und Gemüse. Und wir haben viele Bioprodukte im Haus. Aber alles ohne Zwang. Manchmal hat Leon eine Phase, wo er Nudeln „ohne alles“ wünscht. Dann lasse ich die Sauce eben mal weg. Süßigkeiten sind erlaubt, allerdings (meist) nur als Nachtisch. Für den Heißhunger zwischendurch gibt´s einen Apfel, Datteln oder ein Schälchen Knuspermüsli mit Milch.
Soziale Kontakte finde ich mega wichtig. Dass mir mehrere Mütter unabhängig voneinander gesagt haben, dass Leon der beste Kumpel ihres Kindes ist, das freut mich mehr, als wenn der Mini Chef das chinesische Alphabet rückwärts aufsagen könnte oder mit drei Jahren schon imstande wäre, bis 1000 zu zählen.
Aufräumen? Ups – ich bin schon öfter über Betonmischer, Legosteine oder selbstgebaute Wespenhäuser gestolpert. Nun ja – daran arbeiten wir noch ein bisschen. Aber viele Kumpels zu haben und Empathie zu besitzen ist wichtiger als ein Vorzeigekinderzimmer. Diesen Satz wird sich Leon wahrscheinlich – wenn er 12 ist – ausdrucken und mir unter die Nase halten.
Das habe ich von meinen Kindern gelernt: Weniger Perfektion und dafür mehr Gelassenheit und Lebensfreude. Wobei ich mich da ehrlich gesagt noch im Lernprozess befinde 😉
Für uns hilfreich: Spielerisch erziehen. Der Mini Chef trödelt? Zeit für ein Wettrennen. Und schwups ist der Zwerg ganz stolz ERSTER an der Haustür und ich spare mir das Meckern. Wieso schwer machen, wenn es leicht geht? Das klappt sogar meistens.
Im Romantik Hotel meint der Knirps plötzlich, für alle lautstark singen zu müssen. Wir mögen seine Kinderlieder schöner finden als klassische Musik oder Opernarien von der CD. In den Ohren anderer Gäste erscheint Leons „Klingeling die Post ist da“ wahrscheinlich weniger schön als wohltuende Musik.
Also machen wir ein Spiel: Wer von uns schafft es am leisesten zu singen? Und schon ist Ruhe. Na ja. Für die nächsten 15 Minuten 😉
So mogeln wir uns durch die Kindererziehung und werden dabei selbst noch mal jung.
Als dem Mini Chef ein Glas aus der Hand fliegt, möchte ich gerade Luft holen um zu meckern. Doch Leon ist schneller. „Hab ich nicht extra gemacht, Mama. Gibst du mir einen Handfeger? Ich mach das auch gleich wieder weg.“
Yes. Kriegt er. Und verletzt sich nicht. Vieleicht auch deshalb, weil er ein Gefühl für Gefahren entwickeln konnte.
Ich finde es auch cool, wenn Kids ab circa anderthalb Jahren auf dem Spielplatz alleine auf Rutschen klettern dürfen und wenn Mamas beim Toben nicht ununterbrochen dran kleben.
KiTa find ich wichtig – ist eben mehr als nur Aufpassen. Ein bisschen Struktur, gemeinsames Singen, Freunde finden und viel frische Luft. In unserer KiTa wird täglich raus gegangen – solange es nicht hagelt oder eine Sintflut droht.
Wenn Mamis sich das einrichten können, dann finde ich jedoch, dass ein halber Tag reicht. Nachmittags auch mal nix tun oder Raum für Spontanität haben. Einfach Kind sein dürfen.
Wie ich selbst erzogen wurde? Väterlicherseits extrem hart – mit viel Gewalt. Eine Erziehung, die auf Angst gegründet war.
Aber vielleicht profitieren meine Kids heute sogar genau davon. Denn ich weiß noch sehr gut, wie ich mich damals gefühlt habe. Und wie ich die Kids beneidet habe, die mit Freiraum und Liebe aufgewachsen sind.
Die beste Therapie? Den eigenen Kids die Kindheit geben, die man sich selbst gewünscht hätte.
Härte, Strenge und übertriebene Regeln: Ihr dürft gern draußen bleiben.
Im Hause Wilde regieren Liebe, Freiraum und eine Prise Humor den Tagesablauf.
Ob wir das gut machen wie wir es tun? Fragt unsere Kids mal in zehn oder 20 Jahren. Vielleicht wollen sie ja auch alles anders machen und erziehen ihre eigenen (B)engel später wiederum strenger 😉
That`s life. Wir sind weiterhin Freunde, Kuschelmama, Kuschelpapa und sehen unsere Kids auch gern mal durch die rosarote Brille.
Wie erzieht ihr? Was findet ihr daran gut, wie wir`s machen und was total bescheuert?
Freu mich auf reichlich Feedback!
Bis bald und beste Grüße von Elischeba
Photo Credits: Elischeba und Pierre Wilde
Anika
27. September 2015 at 21:29 (9 Jahren ago)hey so wie ihr das macht, finde ich es toll, aber es kann sein, dass das nicht mehr so einfach hinhaut, wenn die älter werden – kommt aber auf die Kids drauf an 🙂
Jana
28. September 2015 at 07:45 (9 Jahren ago)ich finde man sollte den kindern heutzutage auch immer noch beibringen, dass es auch situationen gibt, wo sie einfach zu „parieren“ haben. zb in den öffis. es ist ja mittlerweile normal, dass die kinder mit ihren straßenschuhen auf den sitzen stehen. ich frag mich nur warum. dann gucken die kinder halt mal 10 minuten NICHT aus dem fenster. und dann wird eventuell mit kevin-justin-chantall noch drüber diskutiert, aber passieren tut nichts, weil das Kind immer das sagen hat.
eine bekannte hat vor jahren bei facebook mal einen link zu einem vortrag gepostet: „die rechte von kindern!“ ihr kommentar dazu: „und was ist mit den pflichten?“ leider ist da was wahres dran.
Ewelina Bujalski
29. September 2015 at 10:59 (9 Jahren ago)Die beste Therapie? Den eigenen Kids die Kindheit geben, die man sich selbst gewünscht hätte.
Das ist ein schöner Satz und könnte von mir stammen, leibe Elischeba. Auch ich hatte eine sehr harte und strenge Kindheit. Meine Tochter wird deshalb mit Liebe überschüttet. Respekt und Achtung werden ganz groß geschrieben und Spaß 😉 Und meine Tochter ist auch ohne Strenge und Angst ein liebes und gut erzogenes Mädchen. Ich muss sie nicht bestrafen oder schimpfen. Irgendwie klappt es auch ohne das ganz wunderbar. Und das macht mich zum glücklichsten Menschen der Welt.
„kleiderfreuden.de“
petral
4. Oktober 2015 at 01:04 (9 Jahren ago)Hey du,
ich bin gerade auf deinen tollen Blog gestoßen und da er mir so gut gefällt, bin ich auch gleich mal Leserin geworden. Liebe Grüße, Petra
PS. Wenn du nur etwas für junge Erwachsene und Erwachsene suchst schau mal hier „papierundtintenwelten.blogspot.de“