„Deine Stimme hört sich total sexy an.“ Ich finde die Feststellung von meinem Schatz Pierre nicht gerade witzig. Immerhin bin ich schon seit Tagen heiser. Das kann Frau nie gebrauchen. Aber als Mutter erst recht nicht. Ich habe ja so schon wenig Autorität in meiner Stimme. Aber wie soll ich jetzt „Leon“ rufen, wenn ich mich nicht mal selber hören kann?

Den ganzen Januar hindurch bin ich am kränkeln. Bronchitis, Husten und Schnupfen.

Oft läuft das ja so ab. Erst sind die Kids krank. Mama reicht Zwieback, tröstet, holt Taschentücher, trägt weinende Säuglinge umher oder mixt Hausrezepte für die Kleinen. Dann erwischt es den Papa. Er lässt sich krank schreiben und wird auch wieder von Mama gesund gepflegt. Aber was ist, wenn Mama mal krank ist? Darf Mama überhaupt krank werden?

Mein Hausarzt meint, dass es typisch ist, dass grippale Infekte bei Müttern total lange anhalten. Mit kleinen Kindern kann man sich eben nie so wirklich erholen. So ganz nebenbei beantworten sich die Business Mails auf meinem Rechner auch nicht von selbst.

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Fotografin: Elischeba Wilde

In einem Moment, in dem ich mich ziemlich ausgelaugt fühle, kommt mir die Idee. Mir fallen die Gespräche mit anderen Müttern ein, die mir berichtet haben, wie gut ihnen Mutter-Kind-Kuren getan haben.

Mutter-Kind-Kuren sind ein Service der gesetzlichen Krankenversicherungen. Hier hat man als gestresste Mehrfachmama sogar ein Anrecht darauf. Wer Ablehnungen bekommt, der kann dagegen vorgehen und kriegt fast immer Recht. Voraussetzung ist jedoch die Mitgliedschaft in einer gesetzlichen Krankenversicherung.

Seitdem Frühling 2014 bin ich bei der Techniker Krankenkasse versichert. Wie gut, dass ich den Absprung aus der privaten Krankenkasse geschafft habe – sonst hätte ich im Rahmen der Selbstbeteilung zur Geburt von Emily 1.300 Euro aus eigener Tasche zuzahlen müssen.

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Fotograf: Pierre Wilde

So. Hörer schnappen und los. Hey, das läuft ja echt unkompliziert. Eine freundliche Dame antwortet mir, dass ich den Antrag für die Kur zugeschickt bekomme.

Zwei Tage später habe ich den Papierkram in der Post. Ich muss mehrere Seiten ausfüllen. Was die alles wissen möchten. Zum Beispiel was bei mir Stress verursacht. Ich kreuze unter anderem „Zeitdruck“ an.

Außerdem wird nach Problemen in der Ehe oder Partnerschaft gefragt. Wer zum Beispiel alleinerziehend ist, der wird von einer Mutter-Kind-Kur besonders profitieren. Und sie wahrscheinlich auch besonders nötig haben.

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Fotograf: Pierre Wilde

Welche Therapiemöglichkeiten ich gegen meine Beschwerden bereits in Anspruch genommen habe, möchte das Team ebenfalls wissen. Sowohl vom Arzt verschrieben als auch aus Eigeninitiative. Ich berichte von einer Irisdiagnose beim Heilpraktiker, der mir zum Aufbau des Immunsystems homöopathische Mittelchen verschrieben hat.

Den restlichen Teil des Fragebogens muss mein Hausarzt ausfüllen. Wir gehen die Antworten zusammen durch, er packt seinen Stempel drauf und ich schmeiße alles zusammen in den Briefkasten.

Inklusive eines Entschuldigungsschreibens. Ich musste den erbärmlichen Zustand des Fragebogens erklären. Die Minichefin hat ihn spontan ins Hühnerfrikassee getaucht und der Mini Chef meine Kugelschreiber versteckt. Deswegen die unterschiedlichen Schriftfarben und die künstlerische Umrandung. Na ja. Die sehen halt wieso ich `ne Kur brauche. Das ist Family Life.

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Fotografin: Elischeba Wilde

„Freu dich aber nicht zu früh,“ sagt mein Mann Pierre leicht besorgt, als er mich dabei beobachtet, wie ich neugierig nach Kuren im Internet schaue, um ein paar zu vergleichen.

„Die Kids sind privat versichert. Das könnte ein Problem werden.“ Stimmt. Auch der Hausarzt hat eingeräumt, dass ich die Kur sicher genehmigt bekommen werde. Aber was mit den Kids ist, wüsste er auch nicht. Dass private Krankenversicherungen in der Regel keine Mutter und Kind Kuren finanzieren, war ihm bekannt. Bei der privaten Krankenkasse meiner Kids (durch meinen Mann zwangsversichert) würde selbst bei dringender ärztlicher Notwendigkeit keine Erstattung erfolgen.

Wenige Tage später hab ich Post im Briefkasten – die Antwort der Techniker Krankenkasse. Wow. Jetzt wird es spannend.

Gleich die Begrüßung ist vielversprechend.

„Sehr geehrte Frau Wilde,

die Mutter-Kind-Maßnahme für Sie und Ihre Kinder kann bald beginnen.“

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Fotografin: Elischeba Wilde

Ich halte freudig meine Genehmigung in den Händen. Meine gesetzliche Krankenkasse übernimmt auch die Kosten für meine privat versicherten Kinder, da sie meine Begleitpersonen sind.

Mein Mann ist sprachlos. Wow. Ich habe sogar Formulare zur Erstattung meiner Fahrtkosten beiliegen.

So. Jetzt habe ich gleich eine Frage an euch. Wer von euch hat schon mal eine Mutter-Kind-Kur mitgemacht? Wo hat es euch richtig gut gefallen und was war weniger schön?

Ich freue mich sehr auf euer Feedback. Bis bald wieder und beste Grüße von Elischeba

Photo Credits: Elischeba und Pierre Wilde
 
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