Eine Freundin ist entsetzt. Sie guckt sich wenige Monate nach der Geburt vom Mini Chef meine Website an. Und findet, dass wenn man seine Kinder im Internet zeigt, das dann so ist, als wenn man einem Pädophilen sagt „Hier ist mein Kind. Nimm es“. Das muss ich erst mal verdauen.

Eine andere Mutter aus meinem Bekanntenkreis postet dagegen jeden Tag frei heraus Fotos von ihren Kindern auf Facebook.

Du kannst – wenn du sie als Kontakt gespeichert hast – das gesamte Leben der Kleinen verfolgen. Mit dabei immer der passende Spruch. Auf in den Kindergarten, müde, beim Essen, hungrig oder verschwitzt vom Spielen. Je nach Stimmung.

Dann gibt es im Internet auch noch „Die YouTube Familie“ – zur Zeit mit fast acht Millionen Kanalaufrufen. Täglich um 13 Uhr könnt ihr eine sympathische und ganz normale Family samt Kinder im Alltag beobachten. Jeden Tag. Die Kinder sind beim Essen, Spielen oder Toben zu sehen. Du kannst auch sie aufwachsen sehen – von der Geburt bis jetzt.

filmen
Fotograf: Elischeba Wilde

Beim Recherchieren lande ich auf einem Mamablog, wo es zwar unzählig viele Kinderfotos öffentlich im Internet gibt, aber immer mit schwarzem Balken über den Augen. Sieht irgendwie ein bisschen so aus, als wenn die Kleinen Schwerverbrecher sind. Eine andere Mami macht mit Photoshop rosa und hellblaue Herzchen übers Gesicht.

Rechtlich gesehen ist es so, dass man Bilder von seinen minderjährigen Kindern im Internet zeigen darf.

Aber ist das auch in Ordnung? Meine Meinung dazu ist folgende: Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß. Wir leben in einer medialen Welt. Wichtig ist, dass man sich Gedanken darüber macht, wie Fotos langfristig wirken.

die bunten Loks
Fotografin: Elischeba Wilde

Und genau darüber habe ich kürzlich mit unserem Kinderarzt gesprochen. Auch über die Bedenken meiner Freundin – sie ist genau wie ich eine Rheinländerin und somit spontan und direkt.

Mein Kinderarzt hat sich tatsächlich die Zeit genommen, meinen Blog nicht nur oberflächlich durchzuschauen. Er hat ihn ein paar Tage auf sich wirken lassen. Er hat mir erklärt, dass Pädophile sich unbekleidete Fotos von Kindern raussuchen – meine Familienfotos wären total uninteressant für sie.

Er würde meinen Mamablog – so wie er ist – klasse finden und ich solle damit weitermachen. Auf der Straße versteckt man seine Kinder auch nicht unter großen Hüten oder Mützen.

prmamablog
Fotografen: Matthias Knue und privat

Aber wie wirken sich Kinderfotos im Internet langfristig aus? Ich unterhalte mich auf einem Blogger Treffen mit anderen Mamis. Und rasch stelle ich fest, dass es die unterschiedlichsten Meinungen gibt. Fängst du mit dem Thema an, kannst du heftigste Diskussionen entfachen. Mein Fazit: Circa 50 Prozent finden es in Ordnung – die andere Hälfte ist dagegen.

Also erzähle ich euch wie ich das sehe. Momentan ist das alles noch einfach. „Leon, meine Mama und ich haben dich im Fernseher gesehen“, ruft ein Kumpel von Leon ihm auf dem Spielplatz total begeistert zu. Damit meint er meinen letzten YouTube Film vom Familienhotel, wo unser Mini Chef die kleinen Autos auf Fahrtüchtigkeit testet. Leon findet das cool.

Die Kinder, die aus meiner Umgebung auf Facebook zu sehen sind – da ihre Mütter die Bilder posten – sind zum Teil die späteren Klassenkameraden meiner Kinder. Also werden meine Kinder nicht die einzigen auf der Welt sein, von denen es Fotos gibt 😉

seehundstation elischeba und leon2
Fotograf: Pierre Wilde

Von einem Baby kann man meiner Meinung nach eher etwas Persönliches posten, als von einem Schulkind. Je älter meine Kinder werden, desto besser können sie jedoch mitreden und natürlich auch mitentscheiden.

Außerdem poste ich nicht jeden Tag zig Portraits von ihnen, sondern meist Fotos, wo sie Teil eines Bildes sind, das eine gewisse Stimmung transportiert oder sie beim Produkttest eines neuen Autos oder einer schönen Krabbeldecke zeigt.

papa mit emily
Fotografin: Elischeba Wilde

Ganz wichtig finde ich auch, positive Bilder zu wählen und nichts zu posten, was sie verletzlich macht. Über einen grippalen Infekt zu schreiben ist nicht schlimm – das haben sie alle mal. Aber wenn das Kind stottert, ständig heult oder mit vier Jahren noch gewickelt werden muss, dann gehört das meiner Meinung nach nicht auf eine öffentliche Website.

Auch sollte man bedenken, dass ein künftiger Chef den Namen des Kindes googeln könnte. Jeder wird mal geboren und macht mit seinen Eltern Urlaub – ein paar vorteilhafte und schöne Fotos davon finde ich persönlich absolut in Ordnung.

boot feuerwehr
Fotograf: Pierre Wilde

Ein Bekannter sieht das Thema gelassen: „Elischeba, nicht deinen Kindern wird später dein Mamablog peinlich sein. DIR werden die Bilder peinlich sein, die sie von ihren Elternfreien Partys ins Netz stellen. Wenn du überhaupt auf Facebook als Kontakt zugefügt wurdest.“

Na, mal schauen 😉

Wie seht ihr das? Postet ihr Fotos von euren Kindern? Warum sagt ihr JA oder NEIN?

Bis bald wieder und sommerliche Grüße von Elischeba
 
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