Zugegeben, jedes seiner Kinder privat „zwangsversichern“ zu müssen, ist ein Luxusproblem.

Trotzdem habe ich auf mein Schreiben an den deutschen Bundestag, welches ich unter anderem hier gepostet habe, enormes Feedback von „Leidensgenossen“ erhalten.

Teilweise haben mich fünffache Väter angeschrieben, die ihren Kindern regelmäßig erklären müssen, dass ein Urlaub leider nicht möglich ist, da die Arztkosten und monatlichen Beiträge für die Krankenkasse pro Nase so hoch sind.

Immerhin braucht man mit vielen Kindern ja ein größeres Auto, mehr Wohnraum, mehr Kleidung, mehr Lebensmittel, mehr Budget für die Schulbildung und noch eine Menge mehr. Wer mit seinem Gehalt eher knapp über der Beitragsbemessungsgrenze liegt, der mag Probleme haben, die sonstigen Kosten zu decken.

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Fotograf: Michael Sommer

Wir haben tatsächlich eine ausgiebige und auf unsere Fragen persönlich formulierte Antwort des deutschen Bundestages erhalten.

Erst einmal wird im Schreiben erklärt, dass die gesetzliche Krankenversicherung eine Solidargemeinschaft für Arbeitnehmer ist, welche im Laufe der Zeit für schutzbedürftige Personen erweitert wurde.

Kinder seien in der gesetzlichen Krankenversicherung beitragsfrei, um Familien in der Unterhaltspflicht zu unterstützen. Finanziert würde dieses soziale System unter anderem auch von gut verdienenden Singles.

Die Dame schreibt weiter, dass es ungerecht gegenüber den gesetzlich Versicherten sei, wenn man als junger und kinderloser Mensch die günstigeren Tarife der privaten Krankenkasse nutzt und später – wenn die Kinder kommen – zurück in die familienfreundliche gesetzliche Krankenkasse wechseln möchte, in welche man als junger und häufig noch gesünderer Mensch aber nicht eingezahlt hat.

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Fotografen: Elischeba und Pierre Wilde, Bernd Manthey

MEINE MEINUNG DAZU: Ja, das kann ich sehr gut verstehen. Trotzdem kann ein Familienvater, der mit seinem Gehalt knapp über der Beitragsbemessungsgrenze liegt, aufgrund der hohen Beiträge in der privaten Krankenkasse nicht so viele Kinder in die Welt setzen, wie er vielleicht gerne würde.

Dabei braucht unser Land bekanntlich mehr Kinderdieser Vater würde mit dem Höchstsatz in der gesetzlichen Versicherung erstens immer noch einen ansehnlichen Beitrag leisten und zweitens auch die Möglichkeit haben, seinen Kindern eine bessere Bildung zu vermitteln.

Was schwieriger ist, wenn er neben den ständig steigenden monatlichen festen Beiträgen selbst bespielsweise 2000 Euro Selbstbeteilung pro Jahr hat und für jedes Kind nochmal jährlich 650 Euro Selbstbeteiligung – danach werden häufig auch nur 80 Prozent der Arztkosten erstattet – bei erforderlichen „Hilfsmitteln“ drückt man sich in der privaten Krankenkasse oft komplett, da diese nicht im „Vergütungs-Katalog“ enthalten sind.

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Fotografin: Elischeba Wilde

Im Schreiben des Deutschen Bundestages wird auch darauf eingegangen, dass es nicht die Aufgabe meiner gesetzlichen Krankenkasse ist, dafür zu sorgen, dass die über meinen Mann privat versicherten Kinder von ihm betreut werden können, wenn ich mal ein paar Tage so krank sein sollte, dass ich mich nicht gebührend kümmern kann.

MEINE MEINUNG DAZU: Deswegen habe ich ja vorgeschlagen, dass die privaten Krankenkassen ebenfalls den Service anbieten, dass man zehn Arbeitstage im Jahr für die Kinder sorgen kann, wenn der Partner, der sich gewöhnlich kümmert, nachweislich zu krank dafür ist.

Hier würde ich mir mehr Familienfreundlichkeit von der privaten Krankenkasse wünschen.

Ich habe übrigens durch einen äußerst wertvollen Facebook Tipp den Absprung aus der privaten Krankenkasse geschafft.

Ich war jahrelang über meinen Mann privat versichert. Nun bin ich selbst gesetzlich krankenversichert. Die Künstlersozialkasse ist mein Sozialversicherer. Das ist möglich, da ich mein Haupteinkommen aus freiberuflicher journalistischer Arbeit erziele.

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Fotografin: Elischeba Wilde

So habe ich meine erste Schwangerschaft als Privatpatientin und meine zweite als Kassenpatientin erlebt. Unterschiede?

Ich bekomme bei der Techniker Krankenkasse teilweise mehr erstattet als damals in der privaten Krankenkasse.

Da ich über 34 Jahre alt bin und offiziell zur Gruppe „Risikoschwangerschaft“ zähle, werde ich von der TK mit Angeboten für kostenlose Zusatzuntersuchungen regelrecht überhäuft.

Das Ganze bei geringeren Beiträgen und vor allem: Ohne die extrem hohe Selbstbeteiligung. Wäre ich noch privat versichert, so würde für die Geburt nächsten (oder noch diesen 🙂 ) Monat erstmal ein großer Batzen Geld fällig werden.

Über die private Krankenkasse meines Mannes musste ich mich heute morgen doch noch mal aufregen. Die Arztrechnung sei zu hoch – die Krankenkasse würde das nicht akzeptieren und wir sollten uns darum kümmern, dass wir eine neue und günstigere bekommen.

Das kommt zum sonstigen Papierkram noch dazu – was bin ich froh, dass wenigstens meine Arztrechnungen nicht mehr bei mir ankommen, sondern von der Techniker Krankenkasse direkt beglichen werden.

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Fotografin: Elischeba Wilde

Was zwei gesetzlich versicherte Mütter auf dem Spielplatz kürzlich geantwortet haben, als ich sie mal ausführlich über die ganzen „Luxusprobleme“ der privaten Krankenversicherung für Familien aufgeklärt habe?

„Und wir haben uns damals über die zehn Euro Praxisgebühr aufgeregt!“ – so ihr Feedback während sie sich gegenseitig angeschaut haben.

Tja – da wurde ihnen bewusst, dass auch dies Luxusprobleme waren – im Vergleich zur Mitgliedschaft in der privaten Krankenkasse.

Wer von euch würde auch gern zurück in die gesetzliche Krankenkasse – jetzt wo Kinder da sind? Würdet ihr euch von den privaten Kassen auch mehr Familienfreundlichkeit wünschen?

Bis bald wieder und liebe Grüße von Elischeba
 
VG Wort Zähler