Boa neeee. Sind das jetzt meine Schwangerschaftshormone oder was ist mit mir los?

Da läuft am ersten Tag gleich alles mehr als reibungslos. Als ich mit meinem Wonneproppen in der Kita eintreffe, da sitzen ein paar Kids in einer netten Gruppe im Kreis zusammen und singen fröhlich. Ein wenig entschuldigend erkläre ich, dass Leon das noch nicht gewohnt ist, so lange still zu sitzen.

Dass er sich sofort begeistert auf die kleine Autobahn stürzt, ist gar kein Problem. Die nette Begrüßungsrunde mit Liedern ist sowieso zu Ende. Eine freundliche Betreuerin schaut sich Leon eine Weile an und sagt mir dann, dass ich – wenn ich möchte – auch gern nach Hause gehen oder in der Nähe etwas erledigen kann.

Lediglich mein Handy sollte ich immer bei mir haben. Würde man den Eindruck haben, dass dem Leon der Trubel zu viel wird oder sollte er weinend nach Mama fragen, dann sei es gerade in der Eingewöhnungszeit wichtig, dass ich auch schnell wieder da sein kann.

Dass man als Mama nicht einfach so abhaut, sondern sich kurz verabschiedet und erklärt, dass man bald wiederkommt, das wurde ja schon beim „Schnuppern“ besprochen.

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Fotograf: Pierre Wilde

Und dann das: Der kleine Mann ist so begeistert, dass er Mama gar nicht mehr wahrnimmt. Tschüss mein Schatz. Leon ist tief versunken und absolut hingerissen vom kleinen Kinderparadies, in dem er sich nun befindet. Vor lauter Begeisterung weiß er kaum, wo er zuerst mit Spielen und Toben loslegen soll.

Na gut. Dann gehe ich jetzt eben. Jetzt kann ich erstmal in Ruhe einkaufen. Ist das nicht herrlich? Wie Urlaub.

Doch kaum stehe ich beim Aldi in der Warteschlange, da überfällt mich ein kleines Gefühlschaos.

Fast den Tränen nahe wird mir das erste Mal richtig bewusst, wie schnell Leon so groß geworden ist. Aber eigentlich bin ich gar nicht so und habe mich doch über jeden Schritt in seine Selbstständigkeit gefreut.

Neue Freiheit für Mama. Doch auf einmal stehe ich da und erinnere mich. An den Moment wie mir ein hilfloser Säugling nach einer anstrengenden Geburt behutsam auf den Bauch gelegt wurde.

An die Zeit des Stillens. Wie mich der kleine hellblonde Schelm das erste Mal angelächelt hat. Plötzlich umarmt hat und „hab Mama ganz lieb“ gesagt hat.

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Aber auch andere Situationen gehen mir auf einmal durch den Kopf. Wie ich froh über einen langen Mittagsschlaf war, da ich viel Arbeit am Computer hatte. Wie Leon „mit Mama Buch gucken wollte“ und ich ihm freundlich geantwortet habe, dass ich erst mal rasch etwas zu Ende machen muss.

Oder wie ich die Sesamstraße als Babysitter missbraucht habe. Und jetzt ist er so schnell so groß. Wir sind ab jetzt jeden Vormittag getrennt. In Kinderhotels mit Betreuung hat mir das auf meinen Reisen doch nie etwas ausgemacht.

Aber jetzt ist das alles so offiziell.

Auf dem Rückweg transportiere ich nun auf dem Kindersitz eine Melone anstatt meinen kleinen Schatz. Zu Hause schaue ich auf sein Spielzeug, das in der ganzen Wohnung verteilt liegt und stelle mir vor, wie er mir damit häufig erklärt, was er gerade macht.

Ein paar Minuten eher als geplant stehe ich dann wieder vorm Kindergarten. Leon fährt Trecker und macht mir klar, dass er noch ein bisschen bleiben möchte. Von allen Seiten bekomme ich Feedback, dass der kleine Mann richtig Spaß hatte und sich wohl gefühlt hat.

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Fotograf: Hans P. Graf

Ich genieße es heute ein bisschen mehr als sonst, mit dem kleinen Wonneproppen mittag zu essen. Kein iPhone daneben. Keine Zeitschrift. Ich konzentriere mich nun ganz auf ihn.

Bereits am zweiten Tag ist nur noch Freude in mir. Leon hat Spaß. Richtig viel Spaß. Er fühlt sich pudelwohl und hat einen ganz tollen Vormittag. Ich brauche beim Arbeiten kein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich weiß, dass es ihm absolut gut geht.

Und ich kriege ordentlich was weggeschafft. Kann wieder einkaufen gehen und mir in Ruhe die Zutaten der Tomatensoße durchlesen. Ohne Angst zu haben, dass nebenan ein kleiner Mann Gleiches auf dem Fußboden verteilt.

Und ich kann mich auch mal zum Café verabreden oder Termine wahrnehmen, ohne alle paar Minuten einen knuffigen Wirbelwind einzufangen.

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Fotograf: Pierre Wilde

Und am dritten Tag verkünde ich Freunden, dass ich einen Kindergarten erfinden würde, wenn es noch keine gäbe.

Nicht nur Leon ist da fröhlich am kreischen. Alle Kinder, die ich dort sehe, fühlen sich pudelwohl. Ich treffe sie wirklich immer gut gelaunt an. Und sie sind ziemlich gut erzogen.

Als ich Leon heute mittag abhole, berichten mir die Erzieherinnen begeistert, dass Leon sich alleine zur singenden Gruppe gesetzt hat und die ganze Zeit ganz ruhig dabei war – er fand das richtig toll. Wie schön ist das denn?

Tja, in diesem Kindergarten hier macht man auch keinen Druck. Kinder müssen nicht von heute auf morgen still sitzen.

Und dann tun sie das Richtige von ganz alleine. Weil sie es bei den anderen sehen. Das Gefühl von Gemeinschaft verbindet eben.

Auch beim Frühstück ist man hier herrlich unkompliziert. Wer schon mit den Eltern gegessen hat, der darf spielen. Die anderen sitzen in einer netten Gruppe zusammen und bedienen sich an den vorbereiteten Brotdosen der Eltern.

Gegen Ende des Monats kommt Leon dann in unseren eigentlich geplanten Kindergarten. Der ist von uns aus ganz rasch zu Fuß zu erreichen. Vor allem mit zwei Kids wird das sehr praktisch sein.

Hier sind wir nur während der Urlaubsvertretung, da unserer momentan geschlossen ist. Berufstätige Mütter dürfen diesen Service kostenlos in Anspruch nehmen.

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Fotografin: Elischeba Wilde

Aber irgendwie wollen wir hier gar nicht mehr weg. Die sind so herzlich. Unkompliziert. So locker drauf. Die wirken hier auch immer alle sehr entspannt – was sich auch total positiv auf die Kinder auswirkt.

Na ja – mal schauen. Ein paar Tage sind wir ja noch hier.

Leon plaudert noch viel mehr, seitdem er im Kindergarten ist. Neue Vokabeln. Längere Sätze. Geht echt schnell. Kinder lernen von Kindern. Und wir kriegen den kleinen Schatz nun anstatt um 23 Uhr abends bereits um 21 Uhr ins Bett. Sogar einen kleinen Leon (Löwen) kann man auspowern.

So – bis zum nächsten Mal und liebe Grüße von Elischeba

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