Gut verdienenden Singles oder Ehepaaren wird beinahe jeder Vermögensberater die private Krankenversicherung empfehlen. in der aktuellen Situation mag das vorteilhaft sein. Doch was viele verschweigen: Bist du einmal drin, kommst du (fast) nicht mehr raus.

Und mit Kindern wird der Spaß richtig teuer. Eine hohe Kostenfalle ist vorprogrammiert. Bei uns geht ein großer Teil vom Kindergeld für Leons privaten Versicherungsschutz drauf, den wir in Anspruch nehmen. Gesetzlich Krankenversicherte zahlen dagegen keinen einzigen Cent extra – egal wie viele Kinder sie bekommen.

Jetzt mag man denken: Hey das Kind sollte einem doch jeden Cent wert sein. Sehe ich auch so. Definitiv. Unser Wonneproppen bereitet uns rund um die Uhr eine Menge Freude und wir hätten niemals gedacht, dass wir so leidenschaftlich in der Elternrolle aufgehen. Aber heißt privat versichert denn automatisch auch besser versichert? Was sagt die Praxis?

leon auf dem spielplatz
Fotograf: André Plath

Nehmen wir mal ein Beispiel. Unser kleiner Schatz ist extrem robust und pflegeleicht. Doch Anfang März 2013 hatten wir ein paar Tage lang beinahe sibirische Temperaturen und einen extrem eisigen Ostwind. Bei meiner längeren Einkaufstour mit dem Kinderwagen habe ich den Hals meines Sohnes dummerweise nicht genügend geschützt. Da hatte noch ein Windzug Platz.

Deswegen bekam mein Säugling eine Kehlkopfentzündung. Der Kinderarzt hat das Inhaliergerät von Pariboy verschrieben. Als ich in der Apotheke erfahren habe, dass ich dafür 214,80 Euro zahlen muss, habe ich nachgefragt, ob ich die Kosten von der Versicherung wiederbekomme. Die Antwort war sehr positiv. Bei den gesetzlichen Krankenkassen würde das Teil meist ganz oder zu 80 Prozent erstattet. Ich solle mir also keine Sorgen machen.

inhalieren
Fotografin: Elischeba Wilde

Na, dann kriege ich das ja auch komplett erstattet, dachte ich mir. Immerhin zahlen wir circa 80 Euro im Monat für Leon extra und haben dabei eine Selbstbeteiligung von über 800 Euro. Wie schon erwähnt, sind bei der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) Kinder kostenlos mitversichert. Deshalb zahlen gesetzlich Versicherte null Euro für ihre kleinen Lieblinge extra.

Nach der Überschreitung der 800 Euro Selbstbeteiligung habe ich alle Belege bei unserer privaten Krankenversicherung (PKV) eingereicht. Mir wurde mitgeteilt, dass „dieses Hilfsmittel“ generell nicht erstattet wird, da es nicht mitversichert ist. Aus Kulanz würde es mir jedoch trotzdem gutgeschrieben werden. Immerhin verursachen wir unserer Krankenkasse glücklicherweise kaum Kosten. In diesem Fall haben wir also Glück gehabt.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen auch die Kosten für Mutter-Kind-Kuren – ebenfalls für mitreisende Kinder. Lediglich ein Selbstanteil von zehn Euro pro Kalendertag muss vom Patienten getragen werden.

Privatkassen erstatten in der Regel keine Mutter-Kind-Kuren. Es sei denn, du hast eine entsprechende Zusatzversicherung. Bei Leons Krankenkasse ist es üblich, dass diese Zusatzversicherung nur von Eltern mit kerngesunden Kindern abgeschlossen werden kann.

Das heißt in der Praxis: Leidet dein Kind zum Beispiel an Neurodermitis, so hast du keine Chance die Zusatzversicherung abzuschließen.

apotheke
Fotografin: Elischeba Wilde

Manchmal gibt es bei der privaten Versicherung weniger Leistungen für Kinder. Nach meiner Entbindung wurde mir von anderen Müttern berichtet, dass ein Rückbildungskurs bei einer Hebamme Standard ist und erstattet wird.

Anders bei der privaten Versicherung – meine Anfrage auf Übernahme der Kosten wurde verneint. Also hab ich meinen Beckenboden via DVD trainiert. Hat auch geklappt. Sport oder Prävention hat im Leistungsspektrum der gesetzlichen Krankenkassen einen immer höheren Stellenwert erlangt – im Gegenzug zu vielen privaten Anbietern.

Wenn du die beste Versicherung für dein Kind möchtest, dann höre dich doch mal im Bekanntenkreis um. Mir haben Mütter, die bei der Techniker Krankenkasse versichert sind, positives berichtet. Die TK würde bis zu einem bestimmten Betrag sogar Homöopathie erstatten. Ich möchte mit Leon auch gern dahin wechseln. Kann ich aber nicht. Wir sind in der privaten Versicherung gefangen.

Hat die private Versicherung denn gar keine Vorteile? Toll ist, dass unser Sohn im Krankenhaus Chefarztbehandlung bekommen würde. Wer gesetzlich versichert ist muss dafür eine Zusatzversicherung abschließen.

leon und elischeba
Fotograf: Tobias Giesen

Außerdem kannst du – wenn du möchtest – zu Privatärzten gehen. Allerdings sind die nach meinen Erfahrungen gar nicht so teuer wie man denkt – eine Großfamilie, die gesetzlich versichert ist, spart so viel Geld gegenüber der privaten Versicherung, dass sie den Privatarzt gelegentlich auch gut aus eigener Tasche zahlen kann.

Immerhin zahlen wir ihn mehr oder weniger auch regelmäßig aus eigener Tasche – wegen der hohen Selbstbeteiligung, die man häufig gar nicht überschreitet.

Freunde von uns haben es geschafft, aus der privaten Versicherung raus zu kommen. Das war wichtig, um sich ein drittes Kind leisten zu können. Der Familienvater hat seinen Chef gefragt, ob er ihm ein Jahr lang weniger Gehalt zahlt. Gestern habe ich mit seiner Frau gesprochen. DIe Aktion hätte ihnen viel Geld gekostet. Aber langfristig ist es eine riesige Bereicherung. Sie seien jetzt in der Techniker Krankenkasse und glücklich damit. Es war also die richtige Entscheidung. Und ich beneide sie ein bisschen um diesen Schritt.

Wer von euch ist auch privat versichert? Wie sind eure Erfahrungen?

Freue mich auf reges Feedback und wünsche euch ein wunderschönes und sonniges Wochenende

Elischeba

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