Einen liebevollen und treu umsorgenden Mann an der Seite. Das ist der Idealfall. Als mein Schatz Pierre nach der Entbindung von Leon vier Wochen Elternzeit genommen hatte, da habe ich mich gefragt, wie das Alleinerziehende schaffen.

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Fotograf: Michael Sturm

Bloggerin Christine hat drei Kinder, ist als Autorin und Texterin selbstständig und schafft das alleine. Meine neue Serie zeigt Frauen, die ich euch vorstellen möchte, weil ich sie toll finde. Sie startet direkt mit einer sehr mutigen Bloggerin.

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Foto: © Dr. Christine Finke (mama-arbeitet.de)

Hier ist Christine im Interview:

Elischeba: Christine, du bloggst um etwas zu bewegen. An welcher Stelle könnten wir hier in Deutschland denn mehr Verständnis gebrauchen?

Christine: Oh, da könnte ich eine ganze Seite drüber schreiben. Vor allem aber liegen mir die alleinerziehenden Mütter am Herzen, die von der Gesellschaft leider oft noch schief angesehen werden („Man kann sich doch zusammenraufen“ oder Klischees denkend wie „Bestimmt hat der Mann sie für eine Jüngere verlassen“). Obendrein haben Alleinerziehende es auch furchtbar schwer auf dem Arbeitsmarkt. Es ist einfacher, einen Menschen ohne Deutschkenntnisse und ohne Schulabschluss in eine Stelle zu vermitteln als eine Alleinerziehende Mutter eines Kleinkindes – da stimmt doch etwas nicht! Insofern wünsche ich mir weniger Vorurteile und auch gesetzliche Regelungen, die Arbeitgeber zwingen, auch Aleinerziehende einzustellen.

Elischeba: Es ist tatsächlich erstaunlich, wie du Job und Kinder unter einen Hut bekommst. Und nach dem wohlverdienten Feierabend bist du auch noch am Bloggen. Wo nimmst du die Power her?

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Foto: © Dr. Christine Finke (mama-arbeitet.de)

Christine: Nun, Feierabend in dem Sinne habe ich bei meiner freiberuflichen Tätigkeit eh nicht. Ich blogge meistens morgens, wenn alle aus dem Haus sind, und das auch nur 1-2 Mal pro Woche. Es ist mir einfach ein Bedürfnis, und zwar eher als mit einer Freundin Kaffee zu trinken oder über den Markt zu bummeln. Was ich gelegentlich auch tue, aber als weniger dringend empfinde.

Elischeba: Eine aufrichtige Freundin wollte dir Tipps geben, wie du für potentielle Arbeitgeber besser rüberkommen könntest. Wieso bist du der Meinung, dass es langfristig besser für dich ist, authentisch und ehrlich zu sein?

Christine: Ja, unbedingt. Und zwar weil ich als mich selbst promotende Person sonst am Ende in einem Job landen würde, und in einem Leben, das gar nicht zu mir passt. Potentielle Arbeitgeber habe ich nun, wo ich schon (wieder, das war auch von 2002-2007 so) seit 2 Jahren auf Stellensuche bin, eh ein Stück weit abgeschrieben. Wer mich einstellt, soll mich wegen meiner Qualifikationen nehmen und bekommt mit mir genau das, was ich auch schreibe. What you see is what you get. Das spart allen Beteiligten Umwege.

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Foto: © Dr. Christine Finke (mama-arbeitet.de)

Elischeba: Das finde ich klasse. Werden deine Kinder in der Schule auf ihre bloggende Mutter angesprochen? Wie gehen sie damit um, dass man im Internet etwas über dein Privatleben lesen kann?

Christine: Mit meiner großen Tochter (12) bin ich auf Facebook befreundet und sie twittert auch. Natürlich kann sie meine Blogbeiträge lesen, das macht sie gelegentlich, aber die Themen die ich behandle, sind natürlich nicht ihre. Sie weiß, dass ich nichts schreiben würde, was sie schlecht aussehen ließe oder peinlich wäre. Und ihre Freundinnen und deren Eltern finden meinen Blog cool – es sind allerdings wenige Eltern, die Blogs lesen, das ist noch ein echtes Randphänomen in Deutschland.

Elischeba: Wo wir gerade bei deinen Kindern sind – du schreibst auf deinem Blog, dass du sie so spät bekommen hast, dass die Leute überlegen, ob du die Oma bist. Würdest du – wenn du noch einmal entscheiden könntest – wieder so spät mit der Familienplanung beginnen wollen und warum?

Christine: Geplant war das ja nicht. 🙂 Ich war gerade fertig mit der Promotion, als ich meinen Mann kennenlernte. Bevor ich ihn traf, hatte ich ans Heiraten und Kinderkriegen nie gedacht. Es war also eine reine Bauchentscheidung, die auch ziemlich schnell in einer Schwangerschaft mündete. Und das dritte Kind war nicht geplant, aber höchst willkommen – als die Jüngste auf die Welt kam, war ich schon 42. Kurz darauf habe ich mich von meinem Mann getrennt und leider wurde ich weitere 2 Jahre später betriebsbedingt arbeitslos. Das war halt eine unglückliche Kombination. Aber weder die Kinder bekommen zu haben noch mich getrennt zu haben tut mir leid.

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Foto: © Dr. Christine Finke (mama-arbeitet.de)

Elischeba: Zuletzt würde ich mich noch über Tipps für Alleinerziehende freuen – was kannst du ihnen raten?

Chrstine: Vernetzt euch. Wenn es vor Ort keinen gibt, der euch versteht und Halt geben kann, schaut im Internet nach. Man kann auch von zuhause aus politisch aktiv sein, in Foren diskutieren und Freundschaften schließen!

Elischeba: Liebe Christine, ich danke dir ganz herzlich für das offene Interview. Liebe Leser, wenn ihr mehr über Christine erfahren wollt und ihren Blog abonnieren möchtet, dann könnt ihr auf diesen Link klicken.
 
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